Verkehrsrecht 2023 #02

Auslagenerstattung für den auswärtigen Rechtsanwalt
Die Erstattung von Reisekosten und Abwesenheitsgelder eines nicht am Ort des Prozessgerichtes ansässigen Verteidigers kommt nur dann in Betracht, wenn seine Hinzuziehung zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung notwendig war. Dies ist nur unter besonderen Voraussetzungen, die dem Ausnahmecharakter des § 91 Abs. 2 Satz 1 ZPO Rechnung tragen, der Fall. (Leitsatz des Verfassers) LG Oldenburg, Beschl. v. 13.7.2022 – […]
Streitwert für Eilverfahren betreffend eine Fahrtenbuchauflage
In Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes betreffend Fahrtenbuchauflagen ist regelmäßig die Hälfte des im Hauptsacheverfahren zugrunde zu legenden Betrags anzusetzen. (Leitsatz des Verfassers) OVG Münster, Beschl. v. 15.8.2022 – 8 E 561/22 I. Sachverhalt Beim VG war ein Eilverfahren (§ 80 Abs. 5 VwGO) betreffend eine Fahrtenbuchauflage nach § 30a StVZO anhängig. Das VG hate für das Eilverfahren den […]
Erstattung der Aktenversendungspauschale
Die Aktenversendungspauschale Nr. 9003 VV GKG ist eine notwendige Auslage des Verteidigers, die dem Betroffenen/Beschuldigten im Falle des Freispruchs aus der Staatskasse zu erstatten ist. Es handelt sich nicht um eine „Servicepauschale“, die der Verteidiger dafür zahlen muss, dass er sich eine Akteneinsicht bei der Behörde oder eine Mitnahme der Akte erspart. (Leitsatz des Verfassers) VerfGH […]
Fernbleiben in der Hauptverhandlung nach Auskunft des Verteidigers zur Nicht-Erscheinenspflicht
Es liegt nicht in der Entscheidungskompetenz des Verteidigers, dem Betroffenen zu „gestatten“ an einem Hauptverhandlungstermin wegen einer vom Betroffenen für möglich gehaltenen Corona-Infektion ohne objektiven Nachweis fern zu bleiben. Das Vertrauen des Betroffenen auf die Richtigkeit dieser Auskunft des Verteidigers ist nicht geschützt. (Leitsatz des Verfassers) OLG Brandenburg, Beschl. v. 27.9.2022 – 1 OLG 53 […]
Fahrverbot und verwaltungsrechtliche Entziehung der Fahrerlaubnis
1. Ein Fahrverbot nach § 25 Abs. 1 Satz 2 StVG und die Entziehung der Fahrerlaubnis durch die Fahrerlaubnisbehörde stellen keine „Doppelbestrafung“ dar. 2. Die Verhängung eines Fahrverbots ist im Bußgeldverfahren auch dann veranlasst, wenn die Fahrerlaubnis durch die Fahrerlaubnisbehörde entzogen worden ist. Denn die Eintragung eines Fahrverbots im Fahreignungsregister wird im Wiederholungsfall bei künftigen Zumessungserwägungen oder […]
Vorsätzliche Geschwindigkeitsüberschreitung
Geht es um eine im absoluten Maß vergleichsweise niedrige Geschwindigkeitsüberschreitung – hier von 22 km/h – ist nicht ohne weiteres und stets anzunehmen, der Fahrer habe die Übertretung anhand der äußeren Kriterien (Motorengeräusche, sonstige Fahrgeräusche, Fahrzeugvibration und Schnelligkeit der Änderung in der Umgebung) zwanglos erkannt. (Leitsatz des Gerichts) OLG Zweibrücken, Beschl. v. 11.7.2022 – 1 […]
Dauer der Pflichtverteidigerbestellung im Strafbefehlsverfahren
Der Wortlaut des § 408b StPO enthält keine Beschränkung auf das schriftliche Strafbefehlsverfahren. (Leitsatz des Verfassers) LG Karlsruhe, Beschl. v. 26.7.2022 – 16 Qs 59/22 I. Sachverhalt Pflichtverteidiger im Strafbefehlsverfahren Das AG hat gegen den Angeklagten am 26.4.2022 einen Strafbefehl wegen Bedrohung in Tateinheit mit versuchter gefährlicher Körperverletzung mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten, deren Vollstreckung […]
Grenze für die Berechnung des „bedeutenden Fremdschadens“
Ob ein bedeutender Schaden im Sinne des § 69 Abs. 2 Nr. 3 StGB vorliegt, ist nach den objektiven wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu beurteilen, um den das Vermögen des Geschädigten als unmittelbare Folge des Unfalls gemindert wird. Angemessen erscheint als Untergrenze für das Vorliegen eines bedeutenden Schadens im Sinne von § 69 Abs. 2 Nr. 3 StGB ein Betrag von 1.750 EUR. (Leitsatz […]
Absicht zum Herbeiführen eines Unglücksfalls
Der Tatbestand des § 315b Abs. 1 StGB kann auch erfüllt sein, wenn die Tathandlung unmittelbar zu einer konkreten Gefahr oder Schädigung führt. In diesem Fall ist eine verkehrsspezifische Gefahr aber nur zu bejahen, wenn der Fortbewegung des von dem Eingriff betroffenen Fahrzeugs in einer Weise entgegengewirkt wird, dass gerade infolge der Dynamik des Straßenverkehrs eine konkrete […]
Einwand eines hypothetisch alternativen Fahrzeugerwerbs: Darlegungs- und Beweislast
1. Der Fahrzeughersteller hat darzulegen und zu beweisen, dass der Geschädigte in jedem Fall zur Schadenminderung ein bestimmtes hypothetisches alternatives Fahrzeug erworben hätte, und muss insoweit vortragen, welches Fahrzeug er sich anstelle des tatsächlich erworbenen angeschafft hätte, zu welchen Konditionen dies möglich gewesen wäre und dass dies mit Sicherheit ohne den Erwerb des mit einer […]
Vortragslast bei einem Vorschaden in der Kasko-Versicherung
1. Wenn ein Vorschaden den Wiederbeschaffungswert eines Fahrzeuges mit beeinflusst, muss der Versicherungsnehmer der Kasko-Versicherung im ersten Schritt die Vorschäden im Einzelnen, im zweiten Schritt die für die Beseitigung erforderlichen Reparaturmaßnahmen und schließlich im dritten Schritt die tatsächlich vorgenommene Reparatur darlegen, damit in die Beweisaufnahme zur Bestimmung des Wiederbeschaffungswertes eingetreten werden kann. 2. Ein dafür […]
Zum Nutzungsausfall bei einem Sportwagen
1. Ein Anspruch auf Schadensersatz wegen der vorübergehenden Entziehung der Gebrauchsmöglichkeit eines Kraftfahrzeugs besteht nicht, wenn dem Geschädigten ein weiteres Fahrzeug zur Verfügung steht, dessen ersatzweise Nutzung ihm zumutbar ist. 2. Die Unzumutbarkeit der Nutzung des weiteren Fahrzeugs lässt sich nicht mit dem Argument begründen, dass das Fahrzeug, dessen Nutzung vorübergehend entzogen ist, gegenüber dem […]
Zur Bedeutung der Daten von Fahrassistenzsystemen für die Unfallrekonstruktion und mögliche Produkthaftung
In seinem Beitrag „Fahrassistenzsysteme in der gutachterlichen Praxis“ hat Herr Dipl.-Ing. Robert Dietrich in der Oktoberausgabe (VRR 10/2022, S. 4 ff.) ausführlich die Erkenntnisse zur Analyse von Fahrassistenzsystemen in der gutachterlichen Praxis dargelegt. Daran anknüpfend wird mit diesem Beitrag ausgeführt, welche Bedeutung die bei dem Einsatz von Assistenzsystemen gewonnenen Daten sowohl für die Unfallaufklärung als auch die […]
VRR-Kompakt 2023_02
Parkplatz: Vorfahrtsregel Die Vorfahrtsregel des § 8 Abs. 1 Satz 1 StVO („rechts vor links“) findet auf öffentlichen Parkplätzen ohne ausdrückliche Vorfahrtsregelung weder unmittelbar noch im Rahmen der Pflichtenkonkretisierung nach § 1 Abs. 2 StVO Anwendung, soweit den dort vorhandenen Fahrspuren kein eindeutiger Straßencharakter zukommt. BGH, Urt. v. 22.11.2022 – VI ZR 344/21 Corona-Pauschale des Sachverständigen: Erstattung Verlangt der […]

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