„Über Geld spricht man nicht“ mahnt ein bekanntes deutsches Sprichwort. Es gilt als unangemessen, Finanzielles wie etwa Einkommen, Schulden oder eigenes Vermögen in der Öffentlichkeit zu thematisieren. Doch wer ist diese Gruppe, die ungern über Geld spricht? Sind das Zwanzig- und Fünfzigjährige gleichermaßen? Was sind ihre Motive? Und: Ist das Ganze noch zeitgemäß?
In Deutschland ist es verpönt, offen über die eigenen Finanzen oder die des Gegenübers zu sprechen. Geld ist Privatsache, Bescheidenheit wird geschätzt und Prahlerei verachtet. Selbst in Freundschaften und sogar innerfamiliär werden Gehälter und Vermögen untereinander selten offengelegt. Doch warum eigentlich? Neben kulturellen Motiven, die viele zurückhaltend sein lassen, spielen u. a. auch folgende Aspekte eine Rolle:
Ist es "typisch deutsch", nicht über Geld zu sprechen? Mitnichten! Es gibt mehrere Länder mit ähnlichen Redewendungen und dem gemeinsamen Tenor, dass das Thema Geld tunlichst diskret zu behandeln ist:
Gesellschaftliche Normen und der Umgang mit dem Thema Geld haben sich in den letzten Jahren verändert. Jüngere Menschen sprechen über ihr Einkommen deutlich lockerer als beispielsweise die Generation X oder die Babyboomer. Sie sind mit Internet und Social Media aufgewachsen. Das hat es ihnen erleichtert, sich zu informieren und offener auszutauschen. Auch im Arbeitsleben wird zunehmend gefordert, Gehälter in Firmen transparenter zu machen (Stichwort Gender-Pay-Gap) oder Gehaltsspannen schon in den Stellenausschreibungen zu nennen. So waren im Rahmen einer Azur-Recherche viele Großkanzleien auskunftsfreudig hinsichtlich ihrer Einstiegsgehälter.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es zwar durchaus gute Gründe für eine gewisse Diskretion in Finanzthemen gibt, in bestimmten Situationen jedoch mehr Transparenz durchaus Vorteile hat. Das Sprichwort "Über Geld spricht man nicht", ist also nicht als absolute Maxime, sondern eher als eine soziale Konvention zu verstehen, die nur situativ und einzelfallbezogen zu beachten ist.
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