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Wie heißt das noch gleich? – Vier Regeln im Deutschen, die Sie kennen sollten

Ob in Rechtschreibung, bei Fremdwörtern oder in der Grammatik – verunsichernde Regeln und ihre Ausnahmen sind in der deutschen Sprache nicht selten. Doch wenn Anwälte Schriftsätze verfassen, sollte jedes Wort sitzen. Nicht nur Punkt und Komma (wie auch Doppelpunkt oder Gedankenstrich) sollten an den richtigen Stellen stehen, sondern auch stilistisch und grammatikalisch sollte der Text zumindest keine groben Schnitzer aufweisen. Die Sprache ist nun mal das Handwerkszeug des Juristen und es wird zu Recht erwartet, dass nicht nur das Fachliche sitzt, sondern auch die Form. Fehler wirken unprofessionell. Doch es gibt ein paar Regeln – ob in Kommasetzung oder bei Schreibweisen –, da herrscht jedes Mal auf’s Neue Unsicherheit. Einige werde ich im Folgenden beleuchten. Danach sind Sie diesbezüglich fit!

Das Komma zwischen zwei Adjektiven

Manchmal ist unklar, ob zwischen zwei Adjektiven ein Komma gesetzt wird, z. B. bei einer Aufzählung. Doch die entsprechende Regel ist einfach: Ob ein Komma gesetzt wird, hängt davon ab, ob die Adjektive gleichrangig sind, also die gleiche Beziehung zum Substantiv haben.

Stellen Sie folgende Überlegungen an:

  • Kann man die beiden Adjektive sinnerhaltend miteinander vertauschen?
  • Ist es möglich, statt des Kommas ein und oder sowie einzufügen, ohne damit den Sinn des Satzes zu entstellen?

 

Wenn Sie beide Fragen bejahen können, sind die Adjektive gleichrangig und es wird ein Komma gesetzt.

Beispiel:

Thailand ist ein schönes, preisgünstiges Reiseland.

Im Umkehrschluss bedeutet das, wenn man

  • die Adjektive nicht sinnbewahrend tauschen kann,
  • kein und einfügen kann oder
  • eines der Adjektive mit dem Substantiv enger verbunden ist (z.B. französischer Käse).

 

In diesem Fall sind die Adjektive nicht gleichrangig und es wird kein Komma gesetzt.

Beispiel:

Dies ist ein leckerer französischer Käse.

Je …, desto …

Unsicherheiten bestehen auch bei der Verwendung der Wörter je, desto und umso. Sie sollen eine gewisse Korrelation ausdrücken, meist in Form einer proportionalen Steigerung.

Beispiel:

Je mehr er trainiert, desto fitter wird er.

In richtiger Anwendung korreliert das “je” mit “desto”. Man liest und hört aber stattdessen oft veraltete oder umgangssprachliche Abwandlungen wie:

Je mehr er trainiert, je fitter wird er.

Desto mehr er trainiert, desto fitter wird er.

Umso mehr er trainiert, umso fitter wird er.

Oder entsprechende Mischformen.

Korrekt ist jedoch allein die Variante mit Bezug auf die Konjunktion je, also je …, desto …

Übrigens: Das je …, umso … wird meist als Synonym von “desto” angesehen. Falsch ist es zwar nicht, die Korrelation so zu formulieren, gebräuchlicher und stilistisch schöner ist aber die andere Form.

Und bitte: Nicht das Komma vergessen!

à

Das aus dem Französischen stammende à findet insbesondere in der Kaufmannssprache Verwendung, z. B. als Angabe des Stückpreises oder der Stückzahl.

Beispiel:

50 Kartons à 10 Tassen.

Wichtig ist bei diesem Wörtchen nur, dass Sie sich den Akzent merken. Es handelt sich beim à um den Accent grave (von rechts unten nach links oben).

Kurzer Exkurs zur grundsätzlichen Unterscheidung der Akzente im Französischen: Den Accent grave gibt es auf den Buchstaben a, e und u. Den Accent aigu (von links unten nach rechts oben) gibt es nur auf dem Buchstaben e. Den Accent circonflexe (ähnelt einem Dach) gibt es auf allen Vokalen: â, ê, î, ô, û.

offenbar und offensichtlich

Wann ist etwas offenbar und wann ist es offensichtlich? Vermutlich benutzen Sie die Wörter wie Synonyme, doch es gibt einen feinen Unterschied.

  • Offensichtlich wird verwendet, um etwas zu beschreiben, das ganz klar und unzweifelhaft ist. Es herrscht Gewissheit.
  • Offenbar hingegen beschreibt etwas, das offensichtlich erscheint, es aber möglicherweise nicht ist. Es besteht bloß eine entsprechende Vermutung. Zweifel sind möglich.

 

Beispiel:

Offensichtlich war der Wetterbericht falsch, denn es regnet.

Offenbar ist der Wetterbericht falsch, denn es sieht nach Regen aus.

Sie sehen, dass es sich manchmal bei den Regeln nur um Nuancen handelt, die zu unterscheiden sind. So in etwa wie bei der Differenzierung zwischen glaubhaft und glaubwürdig, die Sie natürlich kennen. Und auch hinsichtlich oben genannter Zweifelsfälle sind Sie nun sattelfest.

 

 

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