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Das Komma beherrscht den Satz

“Endlich, ein Artikel über das Komma!” – Ich weiß, was Sie denken. Ihre Freude hält sich in Grenzen. Ich ahne, dass ein Beitrag zu grammatikalischen Themen nicht Ihre morgendliche Lieblingslektüre ist. Aber dieser Artikel über das kleine Komma ist anders. Schenken Sie ihm nur zwei Minuten Ihrer kostbaren Aufmerksamkeit und ich verspreche Ihnen: Sie werden schmunzeln und Sie werden etwas lernen. Keine schlechte Kombi, oder?

 

Das Komma hat Deutungshoheit (und rettet Leben)

Etwas Grundsätzliches vorweg: Satzzeichen in Texten wird zu wenig Beachtung geschenkt. Vor allem in juristischen Texten sollten die Kommata “sitzen”. Zugegeben, zuweilen sollte statt eines Kommas lieber mal ein Punkt gesetzt werden. Komplexe Zusammenhänge in bandwurmartigen Ausführungen erklärt – suboptimal. Dennoch: das Komma strukturiert Ihre Gedanken. Aber: ein falsch gesetztes Komma kann den Sinn eines Satzes auch völlig verändern.

 

Das wohl bekannteste Beispiel in diesem Zusammenhang ist der Satz:

“Wir essen, Opa!”

Wagen Sie es nicht, dieses Komma zu vergessen! Es wäre schade um Opa.

Ähnlich verhält es sich mit dem Satz

“Ich erlaube mir, nicht zuzustimmen.”

und

“Ich erlaube mir nicht, zuzustimmen.”

 

Eine dritte, kommalose Variante gibt es bei diesem Satz nicht, weil beim “erweiterten Infinitiv mit zu” stets ein Komma steht. Doch an welcher Stelle im Satz es eingefügt wird, ändert den Inhalt völlig: In der ersten Variante hat man sich etwas gestattet, in der zweiten Variante etwas untersagt.

Es folgt ein etwas komplexeres Beispiel, wie Satzzeichen einem Satz mit bloß vier Wörtern eine jeweils gänzlich unterschiedliche Bedeutung verleihen können:

“Er wollte sie nicht.”

“Er wollte, sie nicht.”

“Er wollte sie, nicht?”

“Er: Wollte sie nicht?”

Sie merken, dass man im Grunde oft recht zuverlässig heraushört, wohin ein Komma passt. Zumindest, wenn man den Satzzeichen bei der Überarbeitung eines Textes die ihnen gebührende Aufmerksamkeit schenkt. Ich betone diesen Begriff erneut, damit Sie ihn auch wirklich verinnerlichen: Guter Stil benötigt Aufmerksamkeit.

Schließlich wollen Sie – beispielsweise in Ihrem Schriftsatz – nicht bloß ein paar hundert Wörter aneinanderreihen, sondern kurz, knackig und brillant formulieren und argumentieren. Der umfangreiche Wortschatz der deutschen Sprache kann dabei wie eine Klaviatur ausgespielt werden. Wenn die Sätze dann auch nicht allzu lang (Achtung, Juristendeutsch!) und mit Kommata, Gedankenstrichen und dem einen oder anderen Semikolon gedanklich gegliedert sind, haben Sie doch bereits halb gewonnen! En garde, schlechter Stil!

 

Jenseits der Regeln diktiert der Geschmack

Die Pedanterie, diese berühmt-berüchtigte déformation professionelle der Juristen, lässt aber bestenfalls auch etwas Spiel. Nun fragen Sie sich: “Pedanterie, die Freiraum lässt? Wie geht das zusammen?” Nun, in manchen Einzelfällen – Regeln hin oder her – ist das Setzen eines bestimmten Satzzeichens schlicht eine Frage des individuellen Geschmacks. Das ist zumindest meine bescheidene Meinung.

Geschmackssache sind auch folgende Beispiele für relevante Kommasetzung:

Der Mann sagt, die Frau kann nicht Auto fahren.

Der Mann, sagt die Frau, kann nicht Auto fahren.

Oder, zum Ende, zum Schmunzeln:

Du hast den schönsten Hintern weit und breit.

Du hast den schönsten Hintern, weit und breit.

Ich hoffe, dieser kurzweilige Ausflug in die Komma-Welt hat Sie davon überzeugen können, dass es sinnvoll ist, die eigene Kommasetzung mit der ihr gebührenden Aufmerksamkeit (da ist sie wieder!) und Ernsthaftigkeit zu betreiben.

 

 

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