Sie laufen Marathon, hassen aber jahrelange Gerichtsverfahren? Stricken in aller Ruhe einen Pulli nach dem anderen, werden aber nervös, sobald Sie Ihr Büro betreten? Im Coaching wird nach Ressourcen gesucht, nach Bewältigungsstrategien, die funktionieren. Die finden wir oft bei uns selbst, manchmal in einem anderen Bereich des Lebens. Das können Sie auch in einer Art Selbstcoaching für sich nutzen und einmal schauen: Was in Ihrem Leben klappt richtig gut? Wobei fühlen Sie sich besonders wohl? Oft lässt sich so etwas von einem Lebensbereich auf den anderen übertragen und wir können beim Sport oder Hobby erworbene Fähigkeiten und Erkenntnisse auch beruflich nutzen.
Dafür können Sie mal unter die Lupe nehmen, was genau passiert, wenn es gut läuft: Wie sind die Umstände, was machen Sie in diesen Momenten anders als im Job?
Bilder finden für das, was geht
Unser Gehirn denkt oft in Bildern und das können wir uns zunutze machen. Weil es gut ist, wenn wir uns in schwierigen Momenten an eine einfache Wahrheit erinnern. Das sind oft die, die uns eine besonnene und kraftvolle Reaktion möglich und das Leben und Weitergehen leichter machen. Besonders intensiv wirken die Bilder, die wir in unserem eigenen Leben gesehen haben. Eine Situation, ein Mensch, eine Erfahrung.
Während Sie sich und Ihr Leben beobachten und Geschichten sammeln, die Sie mitnehmen können in ihren Kanzleialltag, gebe ich Ihnen schon einmal ein Beispiel aus meinem eigenen Freizeitgeschehen.
Zweiter Aufschlag
Vor ein paar Jahren habe ich begonnen Tennis-Training zu nehmen. Wir sind eine lustige Gruppe von mehreren Leuten, die alle erst als Erwachsene begonnen haben. Unser Trainer ist ein Typ mit einer Engelsgeduld und die braucht er auch für unsere Gruppe. Gefühlt muss jede kleine Sache andauernd neu erklärt werden, weil wir sie uns nicht gemerkt haben und außerdem auch zu wenig zwischendurch mal spielen. So einige Aha-Erlebnisse hatte auch ich aber schon auf dem Platz und die helfen nicht nur dort.
Bester Tipp für Aufschläge und Klageerwiderungen: Gönn dir eine Sekunde!
Meist spielt unser Trainer uns die Bälle rein, dann haben wir jedenfalls eine Chance, auch irgendwie mal ins Spiel kommen. Manchmal aber natürlich üben wir auch den Aufschlag. Und einen starken Aufschlag haben wir ja auch sonst im Leben ganz gern, oder? Als ich einmal mit vielen vergeblichen Versuchen dabei war, sagte mein Trainer: „Christiane, wenn der erste nichts wird: Gönn dir eine Sekunde!“
Eine gute Idee. Nicht gleich nochmal in genau der gleichen Haltung genauso draufballern, wenn etwas nicht geklappt hat.
Das hat mich sofort an den blinden Aktionismus erinnert, den wir auch in einigen Verfahren beobachten können. An uns oder an der Gegenseite. Wenn eine Sache kompliziert ist und wir länger darüber nachdenken mussten, wenn irgendwann unsere Stellungnahme endlich raus ist und die Akte dann leider direkt wie ein Bumerang zurückkommt, am besten noch mit irgendeinem „….Sie übersehen hier, dass….“ oder „…ist Ihnen ja sicherlich bekannt….“ – dann haben wir manchmal den direkten Impuls, einfach nochmal draufzuhauen, nur ein bisschen lauter und vehementer vielleicht. Das führt allerdings zu einem Schlagabtausch, der sich zeitlich in die Länge zieht, während wir inhaltlich gar nicht so richtig ins Spiel kommen.
Wenn Sie den Schriftsatz der Gegenseite also mal nur mit Schnappatmung durchlesen können: Gönnen Sie sich eine Sekunde. Sie müssen nicht in der nächsten halben Stunde antworten, meistens jedenfalls. Wenn Sie sogar über die Sache schlafen und auch den Mandanten bitten, unabhängig von der ersten Empörung nochmal in Ruhe auf den Fall zu schauen, tauchen oft neue Lösungen, Argumente und Ideen auf. Jedenfalls aber können wir ruhiger und gezielter den nächsten Ball platzieren und allein diese Haltung führt viel weiter als der erste Impuls unter Stress.
Und in dieser fokussierten und ruhigen Haltung können Sie dann auch den weiteren Geheimtipp ausprobieren, den mein Trainer so einprägsam formuliert hat: Ruhig mal dahin spielen, wo der Gegner NICHT steht!