Starker Anstieg von Privatinsolvenzen im Jahr 2021
Die Privatinsolvenzen in Deutschland sind im Jahr 2021 deutlich angestiegen. Dies teilte kürzlich der Informationsdienstleister Crif in seinem „Schuldenbarometer 2021“ mit. Danach gab es im vergangenen Jahr 109.031 private Insolvenzen und damit 93,6 % mehr als im Vorjahreszeitraum 2020 (56.324). Nach zehn Jahren sinkender Fallzahlen seien die Privatinsolvenzen 2021 damit erstmals wieder angestiegen, lägen jedoch weiter unter dem bisherigen Rekord von 139.110 Privatinsolvenzen aus dem Jahr 2010.
„Der starke Anstieg an Privatinsolvenzen im letzten Jahr ist größtenteils darauf zurückzuführen, dass viele Privatpersonen entsprechende Anträge auf eine Insolvenz im Jahr 2020 zurückgehalten haben. Die Betroffenen wollten von einer Gesetzesreform profitieren und die angekündigte Reduzierung der Laufzeit des Verfahrens von sechs auf drei Jahre nutzen und stellten den Antrag folglich erst im Jahr 2021“, erklärt CRIF Deutschland-Geschäftsführer Dr. Frank Schlein. Dieser Aufholeffekt habe die Zahl der Privatinsolvenzen 2021 stark nach oben getrieben.
Zudem hätten im letzten Jahr die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie einen Einfluss auf die Privatinsolvenzzahlen gehabt. Bei vielen Arbeitnehmern und Selbstständigen, die während der Pandemie ihre Arbeit ganz oder teilweise verloren hätten, seien die finanziellen Polster aufgebraucht. In Deutschland sei mit erheblichem finanziellem Aufwand und zahlreichen Hilfspaketen versucht worden, den wirtschaftlichen Schaden gering zu halten. Diese Maßnahmen hätten sich positiv auf die Zahlungsfähigkeit von Privathaushalten ausgewirkt. Ansonsten wären 2021 noch mehr Privatinsolvenzen möglich gewesen. Die Corona-Pandemie habe aufgezeigt, wie schnell unvorhersehbare externe Ereignisse Menschen unerwartet in einefinanzielle Schieflage bringen könnten, so Dr.Schlein.
Auch der Anteil der ehemals Selbstständigen, die eine Privatinsolvenz hätten anmelden müssen, sei 2021 stark angestiegen. Soloselbstständige und Honorarkräfte aus unterschiedlichsten Branchen hätten in der Pandemie von einem Tag auf den anderen nahezu ihr komplettes Einkommen verloren. Die Zahl der Selbstständigen, die für ihren Lebensunterhalt finanzielle Unterstützung aus der staatlichen Grundsicherung bezögen, hätten sich nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit im Verlauf der Corona-Pandemie versechsfacht.
Auch für 2022 gehe man von weiter hohen Privatinsolvenzzahlen aus, erläuterte der Informationsdienstleister. In diesem Jahr seien erneut bis zu 110.000 Fälle möglich, prognostizierte Dr. Schlein. Es sei zudem ein Irrglaube, dass Personen, die eine Privatinsolvenz anmeldeten, zwingend hoch verschuldet sein müssten. Ein Großteil der Personen, die eine Privatinsolvenz anmeldeten, habe in der Gesamtsumme Schulden unter 10.000 €. Die mittlere Schuldenhöhe liege derzeit bei knapp unter 19.000 €.
[Quelle: Crif]