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Wie Sie in der Kanzlei gut durch Veränderungsprozesse kommen

Veränderungen sind wir jeden Tag – immer und überall – ausgesetzt. Das können Kleinigkeiten sein, wie z.B. der andere Joghurt, den wir kaufen, weil unser Lieblingsjoghurt gerade nicht verfügbar ist. Oder die Baustelle, die uns dazu veranlasst, einen alternativen Weg nach Hause zu fahren. Und es können größere Dinge sein, wie die neue Schule, auf die wir unser Kind begleiten oder das neue Büro, in das wir mit der gesamten Kanzlei umziehen.

Ebenso können Veränderungen persönlich sein, wie die Geburt unseres zweiten Kindes oder der Kauf eines Eigenheimes. Veränderungen können aber auch größere Gruppen, wie Teams oder auch Ihre komplette Kanzlei betreffen und für zumindest einige von außen herangetragen werden. Z.B., wenn es ein:e weitere:r Partner:in innerhalb der Kanzlei gibt, könnte das ganze bestehende System ein wenig durchgerüttelt werden.

Was passiert im Körper, wenn wir Veränderungen erleben?

Grundsätzlich gehen Veränderungen immer mit einem erhöhten Energiebedarf einher. Und das wortwörtlich. Denn unser Gehirn ist es, das zunächst einmal pessimistisch gegenüber Veränderungen eingestellt ist. Der Anteil des Gehirns an unserer Körpermasse beträgt nur 2 %, nimmt aber 20 % des Energieumsatzes in Anspruch. Daher greift es am liebsten auf Routinen zurück, auf Altbewährtes, was gerne völlig unterbewusst abläuft. Wie z.B. den immer selben Weg zur Arbeit, über den wir nicht weiter nachdenken müssen. Aus der Neurobiologie ist sogar bekannt, dass unser Körper, wenn wir uns innerhalb unserer Routinen bewegen, körpereigene Opiate ausschüttet und uns damit belohnt.

Ein weiterer Faktor, der Veränderung erschwert, ist unser Grundbedürfnis nach Sicherheit. Etwas Neues oder Unbekanntes ist schwer kalkulierbar und bedroht damit unser Sicherheitsbedürfnis. Bereits in der Steinzeit haben sich die Menschen gerne auf ihre sicheren Routinen verlassen. Wenn sie jeden Morgen rechts herum aus der Höhle herausgetreten sind und wussten – „da war noch nie ein Säbelzahntiger, also sind wir sicher“, haben sie sich wahrscheinlich sehr schwer damit getan, auf einmal links herum herauszutreten und die vermeintlich sichere Routine aufzugeben. Spätestens hier ist das Gefühl von Angst oder Bedrohung durchaus nachzuvollziehen.

Gehen alle Menschen gleich mit Veränderungen um?

Hier gilt ein klares „nein“. In der Psychologie gilt die „Offenheit für neue Erfahrungen“ als charakteristisches Persönlichkeitsmerkmal. Es gibt Menschen, die grundsätzlich offen sind für Veränderungen und diese sogar regelmäßig anstreben. Bei anderen Menschen ist das Persönlichkeitsmerkmal dagegen sehr schwach ausgeprägt. Sie vermeiden große Veränderungen, wo immer es geht.

Generell ist das Persönlichkeitsmerkmal „Offenheit für neue Erfahrungen“ bei Führungskräften überdurchschnittlich hoch ausgeprägt, während die Mitarbeiter nicht bei jedem Change Prozess jubilieren. Wie ist es in Ihrer Kanzlei? Können Sie die Mitarbeiter dazu einschätzen?

6 Impulse, wie Sie die Mitarbeiter:innen in Ihrer Kanzlei bei Veränderungsprozesse gut abholen und mitnehmen

  1. Schaffen Sie das Bewusstsein, dass alles in Bewegung ist. Dieses Bewusstsein fängt bei Ihnen selbst an. Überlegen Sie, wie viele Veränderungen Sie selbst in Ihrem Leben schon gemeistert haben und wie viele davon – i.d.R. sind es die meisten – Sie zu einem guten Ergebnis geführt haben. Ohne jegliche Veränderung wären Sie nicht da, wo Sie heute sind. Wenn Sie sich das regelmäßig vor Augen führen, werden Sie dies automatisch auch an die anderen Mitarbeiter:innen in der Kanzlei weitergeben.
  2. Nehmen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse und die der anderen Mitarbeiter:innen wahr. Und sprechen Sie offen darüber. Vielleicht können Sie alleine dadurch ein Stück weit Sicherheit vermitteln. Und selbst wenn Sie ganz offen sagen „ich weiß auch nicht, wohin uns das gerade führen wird und ich kann verstehen, dass einige beunruhigt sind“ ist das eine klare Botschaft, die Vertrauen schafft und den Mitarbeiter:innen zumindest das Gefühl gibt, gehört und wahrgenommen zu werden.
  3. Seien Sie o.k. damit, dass nicht alles perfekt laufen kann und muss. Auch innerhalb eines Veränderungsprozesses gibt es viel zu lernen und zu entdecken. Lassen Sie daher einfach mal los und vertrauen Sie darauf, dass alles einen guten Ausgang haben wird. Vertrauen Sie ebenfalls auf den Prozess und auf ein gemeinsames Wachstum. Bleiben Sie dabei in der interessierten Beobachterrolle und bewerten Sie nicht alles. Das führt nur zu Frust und verhindert den Fokus auf die positiven Dinge.
  4. Nutzen Sie die Stärken aller Beteiligten. Hören Sie den Optimist:innen ebenso wie den Bedenkenträger:innen gut zu. Denn alle können einen wesentlichen Beitrag zur Veränderung erbringen. Die Optimist:innen motivieren ggf. skeptischere Mitarbeiter:innen und können inneren Ballast lösen. Und Bedenkenträger:innen können gute Argumente einbringen, die Veränderung in gewisser Weise anzupassen.
  5. Machen Sie passiv Zuschauende zu aktiv Beteiligten. Gerade wenn eine Veränderung von außen auf Mitarbeiter:innen einprasselt, fühlen diese sich schnell ohnmächtig oder überfahren. Sie haben nichts damit zu tun und können für den Moment nur annehmen, dass sie eine Veränderung über sich ergehen lassen müssen. Versuchen Sie, diese aktiv an dem Prozess und dem Geschehen zu beteiligen. Geben Sie ihnen eine Rolle – machen Sie ihnen die Wichtigkeit im Prozess klar. Damit gewinnen Sie diese viel schneller für sich und die Veränderung.
  6. Akzeptieren Sie, dass Sie ggf. nicht alle mitnehmen können in eine Veränderung. Egal wie gut Sie sich vorbereiten und versuchen alle von Anfang an zu beteiligen. Es kann trotzdem sein, dass der oder die eine oder andere nicht von der Veränderung zu überzeugen ist. Und das hat ggf. nicht einmal etwas mit der Veränderung an sich zu tun. Vielleicht gab es vorher schon Gründe der Unzufriedenheit oder der Wunsch nach einer beruflichen Weiterentwicklung – sodass die Veränderung nur der Auslöser war, aus dem Kanzleiteam auszusteigen. Menschen reagieren zudem manchmal unberechenbar – und das ist ok. Auch hier dürfen Sie loslassen.

Insgesamt sind die Kommunikation und der eigene Umgang die beiden wichtigsten Säulen, wenn es um einen guten Veränderungsprozess geht. Und mit dem richtigen Mindset – „wir können nur gewinnen und gemeinsam wachsen“ – kann sowieso nichts mehr schiefgehen.

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