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Ich liebe meinen Job, aber ich sag’s nicht! – Darf Arbeit Spaß machen?

“Ich liebe meinen Job!” – Wer sowas als Angestellter morgens in der Kaffeeküche sagt, erntet in einigen Firmen, Kanzleien oder Verwaltungsbüros hochgezogene Augenbrauen und einen skeptischen Blick. In der heutigen, schnellen, hoch digitalisierten Welt, wo Burnouts gängig und Job-Unzufriedenheit die Regel ist, wirkt jemand, der seinen Job liebt, wie ein Außenseiter. Doch warum? Sollten sich Chef und Kollegen nicht eigentlich über so einen hoch motivierten Mitarbeiter freuen? Die Gründe für den Argwohn sind vielfältig:

  • Naivität: Wer als Anwalt oder Unternehmensjurist zu begeistert von seinem Job erzählt, läuft Gefahr, naiv zu wirken. Es kann leicht der Eindruck entstehen, derjenige sei sich der Herausforderungen und Problemstellungen seiner Position nicht recht bewusst. Wer sich stets nur voll des Lobes über seinen Arbeitgeber äußert, dem wird  zudem leicht unterstellt, es fehle ihm am kritischen Blick für möglichen Verbesserungsbedarf. Zudem wirke es unprofessionell, wenn jegliche Distanz zum Job fehlt.
  • Mangel an Ehrgeiz: Einige Chefs vermuten hinter so einer Äußerung einen Mangel an Ehrgeiz. Wer mit dem Status quo glücklich und zufrieden ist, dem fehlen möglicherweise Motivation, Ehrgeiz und Biss, sich neuen Herausforderungen zu stellen und mehr Verantwortung zu übernehmen.
  • Fehlende Kritikfähigkeit: Die Äußerung, man liebe seinen Job, kann auch insofern Argwohn erregen, als dass davon ausgegangen wird, derjenige könne mit Kritik nicht umgehen. Wer eine augenscheinlich fast schon emotionale Bindung zu seinem Job hat, könne – so die Vermutung – diesbezügliche Kritik nicht gut annehmen und zu empfindlich reagieren. Das wiederum hemme persönliches Wachstum und Weiterentwicklung.
  • Unwille, sich zu verändern: Wer sich im aktuellen Job pudelwohl fühlt, kann auch bei Kollegen oder Chefs den Eindruck erwecken, er stünde Veränderungen nicht offen gegenüber. Das würde Innovation innerhalb der Firma hemmen.
  • Fehlende Ehrlichkeit: Denkbar ist auch, dass Menschen, die ihre Liebe zu ihrem Job betonen, als unehrlich empfunden werden.
  • Fehlende Selbstreflexion: Wer sich zu enthusiastisch über seinen Job äußert und entsprechend viel leistet, kann auch unreflektiert wirken, wenn es um die eigene Gesundheit und work-life-balance
  • Fehlende Kollegialität: Vereinzelt werden solche Äußerungen auch als unkollegial wahrgenommen, weil jene, die ihren Job nicht so lieben, einen Erwartungsdruck spüren.

 

Bei all diesen Gründen ist zu beachten, dass es sich um bloße Annahmen handelt, warum übermäßige Liebe zum Job beim Umfeld Misstrauen erwecken kann. De facto sollte aber jeder Chef froh sein, Mitarbeitende zu haben, die gern zur Arbeit gehen. Diesen positiven Aspekt nun argwöhnisch ins Gegenteil zu verkehren, zeugt von keiner guten Stimmung im Büro. Wer gern arbeitet, ist schließlich nicht weniger motiviert, sondern meist genau das Gegenteil: motiviert, produktiv, engagiert und Neuem gegenüber aufgeschlossen.

Da zweifeln Sie? Dann sprechen Sie den Kollegen doch mal darauf an und fragen, was er so an seinem Job liebt. Er wird sich über ihr Interesse freuen und Sie werden den Kollegen danach besser verstehen. Denn: Überlegen Sie mal, wie es bezüglich o.g. Punkte bei einem Mitarbeiter aussieht, der mit seinem Job unzufrieden ist. Wer ist Ihnen lieber? Eben!

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