Mit dem „Legal-Tech-Monitor 2025“ liegt erstmals eine umfassende Untersuchung zum Legal-Tech-Markt in Deutschland vor. Erarbeitet wurde sie vom Legal Tech Verband e.V., der rund 200 Mitgliedsunternehmen unter seinem Dach versammelt, sowie einigen seiner Partnerunternehmen. Da bisher aussagekräftige Zahlen und Fakten zum Thema Legal Tech in Deutschland fehlten, sollte mit dem Monitor eine systematische Bestandsaufnahme der vorhandenen Lösungen, Technologien und Trends dieses juristischen Marktsegments durchgeführt werden. Im Fokus sollten dabei nicht nur die Anbieter von Legal-Tech-Produkten stehen, sondern auch die Nutzer in Rechtsabteilungen von Unternehmen, in Anwaltskanzleien sowie in der Justiz. Für den aktuellen Monitor wurden 300 Teilnehmende aus dem Legal-Tech-Markt befragt und 40 Experteninterviews durchgeführt; die Erhebung soll in Zukunft regelmäßig erfolgen.
Wie der aktuelle Legal-Tech-Monitor verdeutlicht, sind digitale Rechtsdienstleistungen mittlerweile längst keine Nische mehr. Rund 300 aktive Unternehmen mit je nach Betrachtungsweise zwischen 6.200 bis 10.000 Beschäftigten sind laut der aktuellen Untersuchung derzeit in diesem Bereich tätig; sie weisen eine geschätzte Bilanzsumme von rund 800 Mio. € auf. Auf der Anbieterseite entsprechender Legal-Tech-Angebote weist der Bericht fünf Segmente auf, die sich deutlich voneinander unterscheiden lassen:
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Anbieter direkter Rechtsdienstleistungen, etwa auf dem Gebiet der Fluggastrechte oder bei der Verwaltung von Beteiligungen und Investments;
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Anbieter von Kanzleisoftware und Vertragsmanagementlösungen, welche bei der Bewältigung juristischer Aufgaben helfen, ohne jedoch eigene Rechtsdienstleistungen zu erbringen;
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Anbieter von Recherche- und Entwurfswerkzeugen; hierzu zählen etwa juristische Datenbanken oder Vertragsgeneratoren;
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Anbieter von Tools für die digitale Justiz, etwa Dokumentenmanagementsysteme;
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Anbieter von Steuer- und Finanzsoftware, die sich speziell an Nutzer im Steuer- und Finanzwesen richten.
Auf der Nachfrageseite bilden – gemessen an der Bilanzsumme der Branche – Unternehmen die größte Nutzergruppe (67 %), die öffentliche Hand die kleinste (13 %); dazwischen liegt mit 20 % eine von der Studie als B2C (Business to Consumer) zusammengefasste Nutzergruppe, also vor allem Verbraucher. Wie die Studie ausweist, wächst der Legal-Tech-Markt ausgesprochen dynamisch; er sieht sich allerdings auch einer Reihe von Hemmnissen gegenüber, von denen ein großer Kapitalbedarf, der derzeitige regulatorische Rahmen sowie der Fachkräftemangel als wichtigste innovationshemmende Faktoren ausgemacht wurden. Beklagt werden von den Firmen sowohl deutsche (RDG, RVG; in diesem Zusammenhang erwähnt die Studie auch das in Deutschland geltende Fremdbesitzverbot) als auch europäische Vorgaben (AI Act, DS-GVO) sowie bürokratische Vergabeverfahren. Mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung stellt der Bericht einen ausgesprochenen „War for Talents“ fest, der eine zentrale Herausforderung für die Branche darstelle; besonders stark betroffen seien die Justiz (hier werden als Gründe für die Rekrutierungsprobleme ein „niedriger Digitalisierungsgrad“ und „wenig wettbewerbsfähige Vergütungsstrukturen“ genannt) sowie kleinere Kanzleien und Rechtsabteilungen.
Als „Schlüsseltechnologie“ für die weitere Entwicklung des Legal-Tech-Marktes wird der Einsatz Künstlicher Intelligenz hervorgehoben. In großem Umfang, so die Studie, würden seit 2023 die sog. großen Sprachmodelle in die Produkte integriert, wobei allein auf OpenAI mehr als 85 % der Nennungen entfielen. Insgesamt gebe es inzwischen mehr als 60 verschiedene KI-Lösungen in entsprechenden Produkten. Als Hauptgründe für den Einsatz von KI werden eine angestrebte Effizienzsteigerung sowie die signifikante Senkung von Kosten genannt. Speziell eingesetzt würden KI-Algorithmen vor allem bei der Analyse und der Generierung von Dokumenten, in den Kernbereichen juristischer Arbeit auch bei der Sachverhaltsermittlung, der rechtlichen Recherche und der Bewertung.
Als Fazit fassen die Autoren der Studie zusammen: Der Legal-Tech-Markt entwickelt sich derzeit mit beeindruckender Geschwindigkeit, getrieben nicht zuletzt durch die KI. Er steht aber auch vor großen Herausforderungen und Hemmnissen. Dazu zählen in Deutschland nach wie vorexistierende Vorbehalte gegenüber digitalen Technologien im Rechtsmarkt, eine veraltete IT-Infrastruktur, ein hoher Kapitalbedarf sowie Schwierigkeiten bei der Gewinnung geeigneten Nachwuchses. Nicht zuletzt müssten regulatorische Hemmnisse und bürokratische Hürden abgebaut werden, damit der technische Fortschritt auch im Rechtsmarkt adäquat genutzt werden könne.
[Quelle: Legal Tech Verband e.V.]