Kennen Sie das auch? Sie haben gerade alles für das Mandantengespräch am nächsten Tag vorbereitet und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Dann treffen Sie Ihren geschätzten Kollegen an der Kaffeemaschine. Er spricht Sie auf den Termin an und Sie erzählen ihm kurz Ihre Argumentationskette. Zunächst nickt er zustimmend. Doch dann stellt er zwei Punkte infrage und gibt sich skeptisch. Sie merken, wie Sie von jetzt auf gleich unsicher werden. Haben Sie ggf. doch nicht gut genug argumentiert? Hätten Sie den einen oder anderen Punkt noch besser ausarbeiten können? Verunsichert gehen Sie in Ihr Büro zurück und setzen sich doch noch einmal an die Unterlagen für den nächsten Tag.
Oder…
Sie sind angestellt und spielen schon seit einigen Monaten, wenn nicht sogar Jahren, mit dem Gedanken sich als Rechtsanwalt:in selbstständig zu machen. Dabei waren Sie schon einige Male kurz davor zu „springen“ und es wirklich zu tun. Und doch haben Sie den allerletzten Schritt bis jetzt doch nicht gewagt. Eine innere Unsicherheit hält sie zurück.
Es liegt an Ihnen das zu ändern und Schritt für Schritt in die Veränderung zu kommen. Sei es, um sich vom Außen weniger verunsichern zu lassen oder um mutig neue Dinge zu wagen.
Diese 7 Schritte helfen Ihnen dabei
Schritt 1: Machen Sie sich klar, dass sich nicht alles sicher und gut anfühlen muss
Nur weil sich etwas nicht sicher oder gut anfühlt, heißt es nämlich nicht, dass es nicht sicher oder gut ist. Jeder Schritt heraus aus der Komfortzone quittiert der Körper gerne damit, dass er sich zunächst dagegen sträubt. Das ist auch gut so, denn Ihr Gehirn möchte Sie in Sicherheit wissen. Wachstum findet allerdings außerhalb der Komfortzone statt und daher lernen Sie ein Gefühl der kurzen Unsicherheit als willkommenes Zeichen dafür zu deuten: Sie sind auf dem richtigen Weg.
Schritt 2: Verbinden Sie sich mit Ihrer Intuition
In dem ersten Beispiel oben haben Sie den Mandantentermin wahrscheinlich genauso vorbereitet, wie Sie es intuitiv für richtig erachtet haben. Intuitiv heißt, dass Sie eine gute Verbindung zu sich selbst haben. Sie lassen Ideen und Gedanken zu und trauen sich diese umzusetzen. Selbst wenn sie auf den ersten Blick ggf. ungewöhnlich erscheinen. Ihre Intuition ist ein tolles Werkzeug, welches Sie sich weder von Ihrem eigenen Verstand – der gerne die Richtigkeit hinterfragt – noch von Ihrem Gegenüber in Zweifel stellen lassen sollten.
Schritt 3: Legen Sie Ihre Perfektion ab
Lernen Sie nicht den Anspruch an sich selbst zu haben „ich muss perfekt sein“ oder „meine Arbeit muss perfekt sein“. Und begegnen Sie sich selbst mit einer großen Portion Wohlwollen. Das allein kann der allergrößte Gamechanger für Sie sein. Es ist okay, wenn Sie Fehler machen. Es ist ebenso okay mit einer Sache zu scheitern. Genau in diesen Punkten können Sie das Allermeiste lernen. Wenn Sie mit dieser Grundeinstellung an Aufgaben oder auch an mögliche Veränderungen heran gehen, können Sie langfristig nur gewinnen. Außerdem machen Sie sich selbst das Leben um ein Vielfaches einfacher.
Schritt 4: Nutzen Sie die Macht der kleinen Schritte
Keinem Bergsteiger würde man empfehlen direkt den Mount Everest zu besteigen. So ist es auch meist gar nicht nötig, direkt in die ganz große Veränderung zu gehen. Überlegen Sie sich, welche Zwischenschritte Sie machen können, um zum Ziel zu gelangen. Vielleicht könnten Sie sich bei einem Wunsch nach Selbstständigkeit einen Plan machen, was überhaupt alles nötig ist bevor Sie starten. Und arbeiten diesen Stück für Stück ab, damit Sie sich sicherer fühlen bei Ihrem Vorhaben. Vielleicht können Sie zunächst auch in Teilzeit weiterhin fest angestellt bleiben und Ihre Selbstständigkeit nebenberuflich aufbauen. Ein wenig Kreativität schadet nicht. Denken Sie daran – jeden Tag ein Prozent Bewegung bringt Sie schon nach 100 Tagen ans Ziel.
Schritt 5: Es darf Ihnen egal sein, was andere von Ihnen denken
Letzten Endes dürfen Sie selbst entscheiden, von wem Sie Feedback und auch Kritik annehmen möchten und von wem nicht. Häufig haben wir es verinnerlicht, dass wir es am liebsten allen Recht machen wollen. Sobald jemand Kritik an uns übt oder Zweifel äußert, nagt das sehr schnell an uns. Wir fühlen uns nicht gut genug. Daher dürfen Sie sich in solchen Situationen folgende zwei Fragen stellen:
- Was würde ich tun, wenn es mir egal wäre, was andere von mir denken?
- Von wem bin ich bereit wirklich Feedback anzunehmen?
Im Beispiel oben (Mandantentermin) könnte es ja sein, dass der nette Kollege in Ihrem speziellen Fall bislang gar keine Expertise hat. Sollten Sie sich dann wirklich von seinen Anmerkungen verunsichern lassen?
Schritt 6: Nutzen Sie die Macht der Gedanken
Ihre Gedanken bestimmen nicht nur Ihre Realität, sondern steuern gleichzeitig Ihre Gefühle. Sie besitzen die Macht, selbst das Steuer Ihrer Gedanken in die Hand zu nehmen und diese so für sich zu nutzen. Das können Sie trainieren. Eine kraftvolle Übung ist es dafür Affirmationen zu nutzen. Dahinter verbergen sich klar formulierte Sätze, die eine Handlung, Aussage oder Situation positiv beschreiben. Wenn Sie häufiger das Gefühl haben, sich unsicher zu fühlen, bzw. von anderen verunsichern zu lassen, könnten Sie für sich z.B. folgende positive Sätze formulieren:
Ich gehe selbstbewusst meinen Weg und lasse mich nicht verunsichern.
Oder:
Ich vertraue mir und meinem Können und bin jederzeit sicher.
Vielleicht haben Sie auch noch eine viel bessere Formulierung, die Sie persönlich anspricht. Diesen Satz dürfen Sie sich täglich immer und immer wieder in Gedanken oder auch laut vorsagen. Vielleicht hängen Sie ihn zusätzlich gut sichtbar an einem Ort auf, wo Sie gar nicht darum herum kommen ihn regelmäßig zu lesen. Je häufiger Sie das machen, desto schneller wird er sich in Ihrem Gehirn festigen und für Ihre neue Realität sorgen.
Schritt 7: Sprechen Sie drüber
So simpel und doch so kraftvoll: Sprechen Sie Ihre Unsicherheit, die Sie in diesem einen Moment fühlen, doch häufiger einmal laut aus. Das kann zunächst sehr ungewohnt sein, da wir gelernt haben, negative Emotionen eher für uns zu behalten und sie möglichst schnell zu verdrängen. Doch häufig bekommen Sie ein weiteres interessantes Feedback Ihres Gegenübers, wenn Sie z.B. feststellen: „Ihre Bemerkung hat mich jetzt echt verunsichert“. Da muss ich nochmal drüber nachdenken. Es kann nämlich gut sein, dass Ihr Gegenüber dadurch auch ein Stück zurückrudert und seine Argumentation abschwächt. In dem Beispiel „Mandantentermin“ könnte es gut sein, dass Ihr Kollege selbst feststellt „genau den Fall hatte ich aber bislang auch noch nicht“.
Alles in allem dürfen Sie sehr wohlwollend und gelassen mit sich umgehen. Und eventuell ist es genau dann für Sie am sichersten, wenn Sie sich hin und wieder unsicher fühlen.