Jetzt ist es absehbar, bald haben wir es geschafft: noch wenige Tage und 2020 ist Geschichte. Was war das nur für ein Jahr! Gerade auch die letzten Wochen hatten es nochmal in sich: Lockdown light im November, dann über den November hinaus, bis 10. Dezember, bis 10. Januar, Rücknahme der Weihnachtslockerungen, Verschärfung der Maßnahmen, Ausgangsbeschränkungen, kompletter Lockdown … Die Salami-Taktik durch sukzessive Erweiterung der Beschränkungen kostete besonders viel Kraft.
Corona hat uns ausgebremst. Konsum, Karriere und höher, schneller, weiter haben ihre Plätze hoch oben auf der Prioritätenliste – jedenfalls zeitweilig – verloren. Diese Pandemie mit all dem Homeoffice, Quarantänen, Lockdowns und den kurzen, dunklen Wintertagen schafft vielen von uns Raum für Reflexion. Ein Nachdenken über das Leben, die Gesundheit und eine Neuordnung so mancher Prioritäten in einer Zeit, die sonst – fröhlich, aber oberflächlich – von glühweingeschwängerten Weihnachtsfeiern, Jahresendstress und Geschenkebesorg-Hektik geprägt war.
Doch Eltern haben auch in diesen Wochen nur selten die Möglichkeit, in Ruhe nachzudenken, weil das Leben sie – durch ihren Alltag mit Kindern – von manch anfänglicher Grübelei ruckzuck wieder ins Hier und Jetzt zurückkatapultiert. Das mag zuweilen anstrengend sein, doch dieser enge Bezug zum Alltag, der Zwangs-Pragmatismus, hält vielleicht auch davon ab, die derzeitige Situation negativer zu sehen als sie ist. Für ein Gedankenkarussell ist keine Zeit. Diese Erdung schafft eine gewisse innere Gelassenheit.
Vorsätze mal anders
Die guten Vorsätze – sofern man sie formulieren möchte – werden zum Jahresende anders ausfallen als sonst. Gesund bleiben steht ganz oben auf der Liste, denn plötzlich werden wir gewahr, welch kostbares Gut es mittlerweile ist, morgens auf den Balkon treten und die frische Morgenluft einatmen zu können, während viele andere Menschen mit dem Virus und seinen Folgen kämpfen. Ungewohnt demütig fallen die Wünsche aus, wenn man sich einfach nur danach sehnt, entspannt in trauter Runde zusammenzusein oder risikolos in den Urlaub fahren zu können.
Doch immerhin: 2021 bringt die Wende zum Guten. Die ersten Impfungen können durchgeführt werden. Passend zum Licht am Ende des Tunnels werden auch die Tage wieder länger und mit etwas Glück gibt es schon ab März einzelne Sonnentage, die es den Cafés erlauben, Stühle rauszustellen. Wir sehnen uns nach Licht, Luft, Sonne und ein paar guten Nachrichten.
Bis es de facto soweit ist, müssen wir aber noch ein paar zähe Wochen durchstehen. Versuchen wir also, uns innerlich zu rüsten und trotz allem optimistisch ins neue Jahr zu blicken.
Schließlich hat Corona auch vereinzelt positive Effekte, indem es wie ein Scheinwerfer einzelne Problembereiche beleuchtet. Ans Licht kommt insbesondere die digitale Rückständigkeit vieler Firmen, der meisten Schulen und nahezu der ganzen öffentlichen Verwaltung. Die Krise hat Verantwortliche und Mitarbeiter zu schnellem Handeln genötigt. Homeoffice, remote work, Homeschooling und virtuelle Gerichtsverhandlungen sind Begriffe, die vor einem Jahr noch Zukunftsmusik waren, heute aber allen in den Ohren klingeln.
Doch Corona hat auch in anderen Bereichen für eine Sensibilisierung gesorgt. Schließlich wird die Leistung von Erzieherinnen, Ärzten und Pflegepersonal von vielen Menschen neu gewertschätzt.
Was hilft, die kommenden Wochen bis zum Frühling noch halbwegs guten Mutes zu überstehen?
- Eine Kraftquelle suchen und pflegen. Sei es ein Hobby wie Laufen, Klavier spielen, Lesen oder regelmäßige Telefonate mit Personen, die Kraft schenken und eine positive Grundstimmung haben.
- Dankbar sein für das, was man hat. Allem voran Gesundheit.
Versuchen, sich eine positive Grundhaltung zu bewahren. Nicht in Panik oder Jammerei verfallen. Es geht bergauf, mit jedem Tag.