Kennt wahrscheinlich jeder: Dieses mulmige Gefühl, das sich manchmal vor wichtigen oder besonderen Terminen in uns breit macht oder vor solchen, bei denen wir keine aus unserer Sicht angenehmen Mitmenschen als weitere Beteiligte der Veranstaltung erwarten. Macht sich wahlweise direkt in der Magengrube breit, manchmal auch als eine Enge in der Brust, als leicht hektischer Atem oder als eine diffuse allgemeine Schwummrigkeit – und ist eher bis ziemlich unangenehm. Wenn es uns erwischt, hilft ein „Ach, das wird schon, entspann dich mal“ meist nicht auf Anhieb weiter. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die uns solche Situationen leichter machen können und wenn wir uns gut kennen und wissen, wann diese Momente auftauchen, können wir sogar ein wenig vorsorgen.
Es ist oft anders, als wir meinen
Denken Sie doch mal an die Menschen, denen sie begegnen werden und ziehen Sie in Betracht, dass diese auch etwas anderes denken könnten als das, was Sie in Ihrer Sorge vielleicht gerade vermuten. Was, wenn die anderen selbst etwas aufgeregt sind? Was, wenn während Sie nervös im Auto sitzen, auf dem Fahrrad oder im Zug, die Richterin denkt: „Ach je, ich weiß schon, gleich wird es wieder so anstrengend, Rechtsanwältin XY ist auf dem Weg, ich würde am liebsten wieder nach Hause gehen.“ Kann nämlich sein! Genauso wie der gegnerische Kollege sich vielleicht gerade richtig in den Gedanken reinsteigert, Sie hätten womöglich noch eine Lücke in seinem Vortrag gefunden oder werden eine übersehene Entscheidung aus der Tasche zaubern, die ihn der Haftung einen Schritt näherbringt.
Und wenn es ein Vortrag ist, der Ihnen bevorsteht: Die Menschen kommen aller Wahrscheinlichkeit nicht, weil sie sich mal wieder einen richtig schlechten Tag machen wollen. Sie sind an Ihrem Thema interessiert oder an Ihnen als Person und sie werden sich freuen, wenn Sie es gut machen. Und vielleicht sind sie auch selbst etwas aufgeregt, nicht jeder geht gern auf Veranstaltungen – viele fragen sich, wer noch da sein wird, ob sie allein herumstehen werden oder im Gegenteil ungewollten Smalltalk führen müssen oder was sie anziehen sollen.
Die meisten Menschen sind einfach meistens mit sich selbst beschäftigt. Sie denken gar nicht permanent über uns nach und warten auf unser Scheitern, sie denken an sich und ihre eigenen Probleme.
Gut vorbereitet oder mehr als perfekt?
Sind Sie jemand, der gern sichergeht und alle Details vorbereitet hat? Oder engt es Sie ein, wenn Ihr Plan zu kleinteilig ist? Blühen Sie auf, wenn Sie spontan sein können, oder gibt es Ihnen Sicherheit, wenn möglichst viel unter Kontrolle ist? Bereiten Sie sich am besten so vor, wie es gut zu Ihnen passt und nicht so, wie Ihr innerer Kritiker es Ihnen bis spät in den Vorabend hinein vorschlägt. Planen Sie für Ihre Vorbereitung doch auch mal einen Moment ein, in dem Sie sich einfach an folgendes erinnern: Sie sind gut vorbereitet. Nicht nur durch das, was Sie für den ganz speziellen Termin noch einmal recherchiert und gelesen, notiert oder zusammengefasst haben. Auch Ihre bisherige Erfahrung wird Ihnen helfen. Sie können darauf vertrauen, dass sehr viel davon abrufbar sein wird.
Atmen, natürlich!
Atmen wird uns gern zur Beruhigung vorgeschlagen und oft haben wir gerade in nervösen Situationen nicht gerade den Wunsch nach einer längeren Atem-Meditation. Gleichzeitig ist es eine der effektivsten Methoden, den Fokus von der Aufregung zu nehmen und uns wieder mehr mit uns selbst zu verbinden. Einfach mal den Atem beobachten. Bewusst länger aus- als einatmen. Und spüren, wie Sie ruhiger werden. Das geht auch viel einfacher, als sich zu sagen: Schlaf endlich ein, damit du überhaupt morgen einigermaßen fit bist! Weil wir den Atem bewusst steuern können, mit Absicht einschlafen kann hingegen schwierig werden. Wobei es ganz sicher eine gute Idee ist, sich für ausreichend Schlaf vor wichtigen Terminen überhaupt die zeitliche Möglichkeit zu geben. Es ist insgesamt ein hilfreicher Zusammenhang – der zwischen Körper und Geist. Wir können ihn in beide Richtungen nutzen. Ein wenig Power-Posing vor dem Termin, genügend Schlaf oder jedenfalls Ruhezeit und ausreichend trinken: banal, aber wirksam.
Unterstützung im eigenen Umfeld
Gerade wenn Sie selbst ein wenig am Impostor-Syndrom leiden, sollten Sie gut darauf achten, mit wem Sie vor wichtigen Terminen reden. Sagt Ihnen der Kollege: „Heute kriegen Sie dich!“, werden Sie vielleicht noch nervöser – es sei denn, es ist ein extrem lustiger Kollege, der Sie damit tatsächlich aufmuntert (mir ist so jemand sehr bekannt). Der Austausch mit anderen, die vielleicht die Situation kennen und die uns im Idealfall noch einmal an unsere Fähigkeiten erinnern, kann sehr stärkend sein. Auch hier: Wir wollen vielleicht nicht immer zugeben, dass wir aufgeregt sind, es führt aber oft zu Erleichterung beim Gegenüber und die meisten Menschen helfen gern. Win-win.
Gelassen zum Termin
Es gibt sie, die aufregenden oder unschönen Termine und es werden immer mal wieder welche dabei sein. Dennoch können wir uns das Leben etwas leichter machen, wenn wir die Perspektive wechseln und uns gut um uns kümmern. Und vielleicht reicht dann doch irgendwann ein ganz kurzes Zwiegespräch, um aufkeimende Nervosität zu stoppen: „Mal ehrlich, was soll mir schon passieren?“ Und den Rest nehmen wir einfach als willkommene Portion Adrenalin für eine kraftvolle Performance mit.