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Das Vier Farben Modell – damit Sie nicht am Mandanten vorbeiarbeiten

Ich bin blau mit einer Prise gelb“, schrieb mir ein Mensch neulich abschließend nach der Schilderung seines Problems am Arbeitsplatz, für das er eine rechtliche Empfehlung haben wollte. Angespielt hat er damit offenbar auf das Vier Farben Modell der Persönlichkeitstypen[1].

Er hat mich zum Schmunzeln gebracht, denn natürlich ist es auch für eine juristische Beratung oft ausschlaggebend, mit was für einem Menschen wir es zu tun haben. Schnell kann die Strategie sonst an dem eigentlichen Ziel der Person vorbeigehen, für die wir da tätig werden. Während meiner Arbeit als Trainerin für Kommunikations-Workshops kommt es oft vor, dass Teilnehmende bestimmte Persönlichkeitstypen ansprechen. In vielen Unternehmen werden dazu Schulungen für die Beschäftigten angeboten und so haben viele ein Bild dazu, welcher Typ sie selbst sind oder wo ihre Kolleginnen oder Kunden eingeordnet werden könnten. Dass jemand in die anwaltliche Beratung mit so einer Information geht, war für mich neu. Es kann aber ganz schön nützlich sein. Kennen Sie das Modell?

Vorab: Persönlichkeitsmodelle können ein Gedankenanstoß sein und dabei helfen, bestimmte Situationen, die wir mit unseren Mitmenschen erleben, einzuordnen. Wenn wir sie schematisch anwenden und meinen, damit unsere Wirklichkeit umfassend erklären zu können, dann schaden Sie uns aus meiner Sicht nur. Es kann immer auch anders sein als vermutet und wir Menschen sind bei aller Ähnlichkeit doch auch ganz schön verschieden und vielschichtig. Spaß aber kann es bringen und auch Anhaltspunkte für die Ausrichtung der eigenen Arbeit liefern. Denn wenn wir wissen, wie wir selber ticken und gern arbeiten, können wir unsere Dienstleistung auch für die passenden Menschen anbieten und diese gezielt ansprechen. Und manchmal gibt es uns auch eine Ahnung davon, wie der Konflikt entstanden sein könnte, der Gegenstand des Auftrags ist.

Ein Blick auf die vier Typen – erkennen Sie sich?

Der rote Typ

Man könnte meinen, es gibt viele rote Typen in der Juristerei – wird ihnen doch ein großer Ehrgeiz nachgesagt, die Fähigkeit für schnelle Entscheidungen und auch eine gewisse Dominanz. Diese Typen sind sehr durchsetzungsstark, strategisch und zielorientiert. Vielleicht der Typ, an den die Welt am ehesten denkt, wenn es um unseren Berufsstand geht.

Der gelbe Typ

Vielleicht finden Sie sich auch in der Farbe Gelb wieder? Sie wird Menschen zugeschrieben, die offen und kommunikativ sind, mit viel Eigeninitiative und einem Haufen Ideen für kreative Lösungen. Hier werden Lösungen auch gern gemeinsam entwickelt.

Der grüne Typ

Menschen dieser Farbe wird eine große Ruhe zugeschrieben, eine starke Verbundenheit mit den eigenen inneren Werten und ein freundliches Wesen. Solche Menschen bereiten sich gut vor und sind zuverlässige Begleiter – auch auf der Langstrecke.

Der blaue Typ

Hier sind die sachlichen Typen verortet. Die, die gern analysieren und auf Basis von Fakten arbeiten. Sie sind detailgenau und akribisch und vor meinem persönlichen inneren Auge tragen sie alle eine Brille – sie schauen genau und halten nicht viel von dem, was nicht sichtbar ist.

Natürlich gibt es lauter Mischformen und bei uns allen unterschiedliche Facetten, die mal mehr und mal weniger stark zum Vorschein kommen.

Und welche Mischung sind Sie?

Wie arbeiten Sie gern? Wichtig: Es gibt hier kein Richtig oder Falsch, Gut oder Schlecht. Nützlich sind uns diese Menschen alle, denken Sie nur an die so unterschiedlichen Rechtsgebiete, Verfahrensarten und Mandanten. Wie gut allerdings auch, wenn die Arbeitsweise mit dem Wunsch der Mandantin oder des Mandanten übereinstimmt. Wenn Sie an Ihre Mandate denken – welche sind gut gelaufen und welche holprig in Bezug auf das Mandat selbst? Erkennen Sie einen Typen, für den Sie besonders gern arbeiten oder mit dem es häufiger zu Missverständnissen kommt?

Wenn es hakt, ist es manchmal gar nicht die Sache selbst

Beispiel: Wenn Sie selbst jemand sind, der als freundlicher und besonnener Rechtsanwalt versucht, in Ruhe eine für alle akzeptable Lösung herauszuarbeiten und ihr Mandant wünscht sich einfach jemanden, der entschlossen mit dem Schwert vorauseilt, und zwar sofort – dann kann es zu Unzufriedenheit auf beiden Seiten kommen. Genauso ist es, wenn Sie selbst gern die Richtung vorgeben, blitzschnell die passende Strategie vor Augen haben und einfach loslegen möchten. Dann ist Ihre Mandantin eine, die vor jedem Schriftsatz eine genaue Darlegung der einzelnen Details und Möglichkeiten haben möchte, um den Vortrag noch mit selbst herausgefundenen Kommentarstellen zu ergänzen. Könnte zu Spannungen führen.

Manchmal passt es einfach nicht und das sind dann die Fälle, die sehr viel Energie ziehen und von denen wir dann manchmal wünschen, sie nicht angenommen zu haben. Vielleicht kann diese Farbenlehre ein Gedankenanstoß für Sie sein, Folgendes mal wieder zu prüfen:

  • Wie ticken Sie selbst? Welche Vorgehensweise im Mandat entspricht Ihrer Persönlichkeit am ehesten?
  • Für welche Menschen arbeiten Sie am liebsten?
  • Ist Ihre Arbeitsweise für potenzielle Mandantinnen und Mandanten erkennbar? Spricht Ihre Außendarstellung die richtigen Menschen an?

Fazit

Es lohnt sich, sich für diese Fragen einmal Zeit zu nehmen. Denn möglichst viele von den Fällen zu bearbeiten, bei denen Ihre Arbeitsweise für die Mandantschaft genau die richtige ist, gibt Ihnen viel Energie für die inhaltliche Arbeit. Natürlich müssen wir dabei nicht nur innerhalb der gleichen Persönlichkeitstypen unterwegs sein, denn wir alle haben auch unterschiedliche Möglichkeiten der Kommunikation. Wir können entscheiden, worauf wir uns auch dann einlassen, wenn es unserer liebsten Vorgehensweise nicht entspricht. Der Blick auf das Vier Farben Modell kann helfen, klar zu entscheiden und dann mit der richtigen Strategie loszulegen. Damit wir nicht am Mandanten vorbeiarbeiten.

[1] Das Vier Farben Modell ist bereits sehr alt. Es wurde vor fast 100 Jahren von William Moulton Marston entwickelt und von vielen Forschern weitergeführt. Thomas Erikson hat als Unternehmensberater ein Buch über das Modell geschrieben.

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