Beitrag

Alarmworte in der Kommunikation

„Wir können nicht nicht kommunizieren“ hat Paul Watzlawick gesagt und hatte damit das, was doch eigentlich uns vorbehalten ist: sehr recht. Kommunikation ist ein wichtiges Werkzeug für uns Organe der Rechtspflege. Wir kommunizieren den ganzen Tag, sei es schriftlich, gesprochen oder nonverbal. Und manchmal arbeiten wir uns dabei ganz schön ab an beratungsresistenten Mandanten, uneinsichtigen Gegnern oder Gerichten, die einfach unserer Rechtsansicht nicht immer folgen wollen.

Eine bewusste Sprache kann viel verändern und uns das Leben leichter machen. Gleichzeitig gibt es auch ein paar Alarmworte, bei deren Auftauchen wir hellhörig werden sollten. Worte, die uns helfen können, unsere Energie zu sparen und effektiv einzusetzen. Alarmworte also als etwas, das uns innerliche ein „Stop!“ zuruft. Und uns auffordert, einmal auf das zu schauen, was hinter der Formulierung stecken könnte.

Eigentlich…

„Eigentlich bin ich ganz anders“, „Eigentlich müsste ich jetzt…“, „Eigentlich haben Sie recht…“ – Das Wort „eigentlich“ zeigt uns immer an, dass es Widerstände gibt, eine im Grunde andere Ansicht oder andere Bedürfnisse. Wenn der Mandant sagt „Eigentlich möchte ich durch alle Instanzen mein Recht verfolgen“, dann ist sein Entschluss nicht klar. Dann gibt es Bedenken oder gleichzeitige andere Wünsche und wir können uns einige spätere Beschwerden ersparen, wenn wir diese vorher besprechen, um danach mit einem klaren Auftrag in eine bestimmte Richtung losziehen.

Achten Sie mal darauf, wann Sie selbst einen Satz mit „eigentlich“ formulieren. Das Wort dient auch uns selbst als Hinweis darauf, dass noch irgendetwas unklar ist. „Eigentlich sollten wir Klage einreichen“ klingt wenig entschlossen, wahrscheinlich haben Sie noch einen anderen Gedanken. „Eigentlich mag ich meinen Beruf“ deutet darauf hin, dass Sie an irgendeiner Stelle ruhig mal etwas anders ausprobieren dürfen, um sich Ihren Beruf noch passender zu machen.

Ohne „eigentlich“ wird Ihre Kommunikation sehr viel klarer werden.

Immer, nie und alle…

Pauschalisierungen sind gut geeignet, das Gegenüber zu verärgern und meistens sind sie auch nicht wahr. Hat schonmal jemand zu Ihnen gesagt, sie wären „immer so teuer“ oder „nie zu erreichen“? Vermutlich waren Sie wenig begeistert. Hier hilft nachfragen. Was steckt hinter der Behauptung? Geht es um eine bestimmte Kostenrechnung, die erläutert werden muss, gibt es eine jedenfalls für den Mandanten dringende Angelegenheit, in der er nicht sofort durchgestellt wurde?

Auch wenn wir selbst pauschalisieren lohnt sich ein genauer Blick auf den Hintergrund. „Alle Lehrer sind immer unerträgliche Mandanten“ oder „Nie sind Sie pünktlich“ weist wahrscheinlich einfach auf ein aktuelles Problem hin, dessen Lösung wir mit einer differenzierteren Aussage eher näherkommen können.

Ja, aber…

Das „Ja, aber….“ ist ein bisschen verwandt mit dem „eigentlich“. Es weist darauf hin, dass kein Einverständnis besteht, auch wenn das vorangestellte „ja“ erst einmal einen anderen Eindruck erwecken soll. Manchmal ist es Ausdruck einer Gedankenschleife unseres Gegenübers, die mit unseren Argumenten nicht durchbrochen werden kann. Dann bietet sich eine Gesprächspause an oder ein Wechsel auf die Metaebene, um genau das anzusprechen und die Dynamik zu verändern.

Und wenn wir selbst „Ja, aber…“ sagen? Dann fühlt sich unser Gegenüber häufig nicht richtig gesehen oder in seinen Ansichten und Argumenten abgeschnitten. Probieren Sie es ruhig mal aus und tauschen das „aber“ gegen ein „gleichzeitig“ oder auch einfach ein „und“ – es hat eine ganz andere Wirkung.

Immer eine gute Idee: Nachfragen

Nicht immer sind unsere Hypothesen über das, was hinter der Aussage unseres Gegenübers steckt, richtig. Da hilft es nachzufragen. Oder eine Pause vorzuschlagen, in der die Dinge sacken können, um dann mit frischen Gedanken und durch zeitlichen Abstand meist auch gelassener neu besprochen zu werden. Auch die Pause gehört dazu und hat ihre Wirkung, somit stimmt eines doch: Eigentlich kommunizieren wir immer. Alle.

Diesen Beitrag teilen

Facebook
Twitter
WhatsApp
LinkedIn
E-Mail

Unser KI-Spezial

Erfahren Sie hier mehr über Künstliche Intelligenz – u.a. moderne Chatbots und KI-basierte…