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6 Schritte für konstruktive Mitarbeitergespräche in der Kanzlei

Nach einer Studie der Unternehmensberatung Gallup haben nur 10 Prozent aller Menschen natürliche Führungsfähigkeiten. Nur ein Bruchteil dieser Menschen entscheidet sich für ein juristisches Studium und das anschließende Referendariat und führt später als Anwalt oder Anwältin eine eigene Kanzlei. Somit ist der allergrößte Teil der Kanzleichefinnen und -chefs ohne dieses von Haus aus gegebene Talent am Start und hat auch im Rahmen der Ausbildung wenig Gelegenheit, diese Fähigkeiten zu erlernen oder auszubauen. Auch danach hat nicht jeder das Glück, vor der eigenen Selbständigkeit für eine richtig tolle Chefin, einen richtig tollen Chef gearbeitet und auf diesem Weg die Möglichkeit zum Lernen gehabt zu haben. Fortbildungen in diesem Bereich werden meistens zugunsten der fachlichen Fortbildung, etwa für den Fachanwaltstitel, zurückgestellt.

Die gute Nachricht dabei: Die perfekte Führungskraft gibt es ohnehin nicht. Es hilft jedoch sehr, zur Reflexion bereit zu sein und Stück für Stück der eigenen authentischen Art von Führung näher zu kommen. Das setzt voraus, dass Sie sich überhaupt bewusst mit dem Thema auseinandersetzen. Die dafür verwendete Zeit ist sinnvoll investiert und trägt zum Erfolg Ihrer Kanzlei bei. Es geht dabei nicht nur um die Abläufe in der Kanzlei, das Management der Prozesse und angebotenen Dienstleistungen. Es geht vielmehr auch um das Entwickeln größerer Ideen für Ihre Kanzlei und um die dafür notwendigen Schritte. Was für eine Führungskraft möchten Sie in dieser Entwicklung sein? Was passt zu Ihnen? Und dann geht es in die Umsetzung.


Transparente und effektive Kommunikation

Unerlässlich für eine bewusste Führung ist die Kommunikation mit dem Team. Denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können keine Gedanken lesen, auch wenn gerade nach langer Zusammenarbeit manchmal ein anderer Eindruck entstehen mag. Ihre Vision für die Weiterentwicklung der Kanzlei, neue Angebote oder Tätigkeitsschwerpunkte ergeben sich nicht von selbst. Sie müssen kommuniziert werden. Wie sprechen Sie mit Ihrem Team? In vielen kleineren oder mittleren Kanzleien findet diese Kommunikation hauptsächlich zwischen Tür und Angel statt und es ist nicht leicht, im meistens trubeligen Kanzleialltag Termine für Gespräche im Team oder mit einzelnen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern zu verteidigen. Und bei manchen Dingen wissen wir auch einfach gar nicht genau, wie wir es angehen sollen und schieben es deshalb ganz gern ein wenig vor uns her.


6 Schritte für konstruktive Mitarbeitergespräche

Oft hilft ein klarer Rahmen, um loszulegen. Ein Plan jedenfalls im Sinne einiger Eckpunkte, die Sie zum Beispiel vor einem Mitarbeitergespräch durchgehen können. Das kann gedanklich geschehen oder auch mit ein paar Notizen, je nach Anlass und Bedürfnis und auch je nachdem, was für Sie gut funktioniert.


1. Begrüßung und Rahmen setzen

Eine Begrüßung versteht sich natürlich fast von selbst und ist auch dann sinnvoll, wenn Sie sich den Tag über schon viel gesehen haben. So ist eine klare Zäsur gesetzt vom Alltagsgeschäft hin zum Gespräch über Ihr Thema. Gibt es einen bestimmten Anlass für das Gespräch? Haben Sie über das Thema vorab informiert? Orientieren Sie noch einmal über den zeitlichen Rahmen und über Ihr Ziel für das Gespräch, was Sie idealerweise auch im Vorfeld schon getan haben.


2. Wahrnehmung schildern

Trennen Sie für sich einmal das, was geschehen ist, von Ihrer Bewertung und den Schlussfolgerungen oder Entscheidungen, die Sie dazu getroffen haben. Gerade wenn es um Kritikpunkte geht oder um Abläufe, die im Sinne besserer Arbeitsprozesse optimiert werden sollen, hilft die erstmal neutrale Schilderung Ihrer Beobachtung.


3. Wirkung beschreiben

Im nächsten Schritt geht es dann darum, wie dieses Thema auf Sie wirkt. Dass Sie genervt davon sind, immer die gleichen ungehörten Ansagen zu machen. Oder begeistert davon, wie ihr Team zusammenhält. Wütend über etwas Schiefgelaufenes oder enttäuscht über fehlenden Einsatz.


4. Zuhören Stellungnahme des Mitarbeiters

Geben Sie Ihrem Gegenüber genügend Zeit, die eigene Sicht der Dinge darzulegen. Das fällt manchmal nicht so leicht, wenn wir meinen, schon alle Aspekte selbst durchdacht zu haben. Aber dieser Teil ist wertvoll, denn er kann Hinweise darauf enthalten, wo ein Fehler passiert ist und was also verbessert werden kann. Sie können einiges erfahren über die Wirkung, die Sie selbst oder Vorkommnisse auf Ihr Team haben. Hören Sie genau hin und machen nicht nur eine Pause, um dann selbst wieder loszulegen.


5. Erwartung für die Zukunft

Sagen Sie klar, was Sie ab wann erwarten. Je klarer Ihnen das selbst ist, desto klarer kann es auch kommuniziert werden. Und wenn Sie noch Zeit für Ihre Entscheidung brauchen, kann auch das gesagt werden.


6. Vereinbarung weiterer Vorgehensweise und Verabschiedung

Gibt es etwas hinzuzufügen? Wenn Punkte offen sind, vereinbaren Sie am besten einen Zeitpunkt, an dem Sie nochmal sprechen oder eine Entscheidung mitteilen werden. Je unklarer die weitere Vorgehensweise bleibt, desto eher wird Sie im Alltag doch wieder untergehen.


Gespräche mit dem Team sind ein Zeichen von Wertschätzung und werden für Sie wertvoll sein im Hinblick auf die Weiterentwicklung Ihrer Kanzlei und die Zusammenarbeit. Und auch wenn Sie nicht zu den 10 Prozent Naturtalenten gehören oder sogar gar keine Lust haben, sich als Führungskraft bewusst aufzustellen, ist es ein Baustein genau dorthin.

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