Warten Sie gern? Vermutlich nicht. Doch Warten hat viele Facetten. Es kann einen zermürben oder in wunderbare Vorfreude versetzen, je nachdem, wie lange wir warten, worauf wir warten, welches Ergebnis wir uns nach der Wartezeit erhoffen und wie sicher wir uns sein können, dass es so eintritt. Ich habe mir ein paar Gedanken zu den verschiedenen Arten des Wartens gemacht. Am Ende gibt es fünf Tipps, um Ihnen die Warterei zu erleichtern.
Das Warten in einem Vergnügungspark beispielsweise ist wenig spektakulär. Schlimmstenfalls sind wir gelangweilt, weil wir bei 28 Grad im Schatten 30 Minuten lang warten müssen, bis wir einen Waggon der Achterbahn besteigen können. Das Ergebnis des Wartens ist dabei an maschinelle Abläufe geknüpft und absolut vorhersehbar. Das macht das relativ kurze Warten erträglich. Das Ziel des Wartens - die Fahrt in der Bahn - ist es uns zwar wert, Wartezeit zu investieren, allerdings ist das nicht so spektakulär, dass der bloße Gedanke daran schon die Wartezeit selbst versüßt. Doch es geht auch anders.
Vorfreude ist die schönste Freude, heißt es. Und so gibt es durchaus Ereignisse, die so schön sind, dass selbst die Wartezeit zum Genuss wird. Die Planungen im Vorfeld einer Fernreise verkürzen die Wartezeit bis zum Abflug beispielsweise enorm. Man kann zuhause Reiseführer wälzen, dabei landestypische Musik hören und mit einem exotischen Drink in der Hand in Vorfreude schwelgen.
Viele von uns haben auch noch wunderbare Erinnerungen an Momente in der Kindheit. Einer Zeit, in der man am Vorabend des eigenen Geburtstags kaum einschlafen oder es nicht erwarten konnte, bis sich am Heiligabend die Wohnzimmertür für die Bescherung öffnete.
Sowohl Urlaub als auch Geburtstag oder die weihnachtliche Bescherung sind dabei etwas Schönes und zugleich klar Vorhersehbares. Doch wie gehen wir damit um, wenn wir auf etwas Unvorhersehbares, Unkalkulierbares warten?
In Konstellationen mit ungewissem Ausgang schürt längeres Warten bestimmte Erwartungen (Kopfkino). Wenn die Warterei dann irgendwann ein Ende hat, bleibt die Realität womöglich hinter den Erwartungen zurück. Das mag enttäuschend sein, doch zugleich ist es im besten Wortsinne ent-täuschend. Die Täuschung, der man während des Wartens unterlag, wird einem genommen.
Im Warten und den Umgang mit Enttäuschungen sind wir mittlerweile Alle geübt. Corona, Corona-Maßnahmen, Lockdown, Impfungen,... - unsere Geduld wird seit Monaten arg strapaziert. Es ist schwer auszuhalten, wenn die Wartezeit ständig unvorhersehbar verlängert wird und nicht einmal ein Endpunkt festgelegt ist. Man muss befürchten, dass es auf unbestimmte Zeit immer so weitergeht. Die Hoffnung auf ein positives Ergebnis des Wartens, z.B. dass Läden und Gastronomie wieder öffnen dürfen, wird alle paar Wochen auf's Neue begraben. Enttäuschung kurz vor dem Ziel. Das führt, je nach individuellem Charakter und Betroffenheit, zu Wut, Frustration oder gar Resignation.
Auch das Warten auf die Examensnoten macht keinen Spaß. Zwar ist die Wartezeit absehbar, das Ergebnis wagen aber nur die Wenigsten zu prognostizieren. Während der Eine hofft, überhaupt bestanden zu haben, bangt die Andere, ob es zum Vollbefriedigend reicht. Die Bandbreite bewegt sich zwischen existentiellen Sorgen (Was ist, wenn ich durchfalle?) und „Luxussorgen“ (Was ist, wenn ich keine Top-Note habe?).
Warten kann furchtbar sein und Schreckensszenarien im Kopf füttern, wenn man auf etwas relativ Ungewisses wartet und ein schlimmes Ergebnis befürchtet, beispielsweise den Befund eines Arztes oder eben schlechte Examensnoten beim Wiederholungsversuch.
Es ist eine Achterbahn der Emotionen: Die Ungewissheit in langen Warteperioden, die Unsicherheit, ob Alles gut ausgehen wird, Ängste, Sorgen, Trauer, Depressionen, Hoffnungen, Wünsche, Enttäuschung, Frustration, Einsamkeit, emotionale Erschöpfung,... Die Liste der Gefühle ist lang. Warten mit ungewissem Ausgang stresst ungemein. Schön für jene, die Stress konsequent mit Sport zu kompensieren wissen, doch viele verfallen ins Gegenteil und das bedeutet z.B. gerade in den Corona-Wintermonaten: wenig Bewegung, schlechte Ernährung, ungesunde Lebensweise und zuviel Alkohol (einziger Trost!).
Grundsätzlich sind wir Alle verschieden und dementsprechend unterscheidet sich auch unser Umgang mit einer längeren, belastenden Wartezeit. Viel hängt mit unserer Resilienz zusammen: Wie zufrieden sind wir mit unserem Leben? Sind wir anpassungsfähig? Wie gehen wir mit Phasen der Unsicherheit um? Sind wir eher unsicher oder bringen wir eine Art Grundoptimismus als emotionales Rüstzeug mit?
Doch was kann man tun? Kann man überhaupt etwas tun, um mit zermürbender Wartezeit auf etwas Ungewisses besser umgehen zu können?
Die frohe Kunde ist: Ja, man kann etwas tun!
Vielleicht ist ja etwas dabei, das Ihnen hilft. Probieren Sie es aus. Und wenn sich das nächste Mal wieder das nervenzehrende Kopfkino meldet...schalten Sie ab!
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