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© Adobe Stock, tippapatt

Stress durch das Handy oder Nomophobie?

Kennen Sie dieses nervöse Abtasten der verschiedenen Aufbewahrungsmöglichkeiten für Ihr Smartphone am Körper? Das Klopfen auf Hosen- und Manteltaschen, das Durchwühlen der verschiedenen Fächer in der Handtasche? Mir ist es schon länger nicht passiert, dass ich tatsächlich von zu Hause aus versehentlich ohne mein Handy gestartet bin – zu sehr als feste Gewohnheit verankert ist der ständige Griff zum Telefon, auch bevor ich irgendwohin losgehe. Passiert es aber doch, haben wir häufig sofort ein ganz komisches Gefühl. Doch wann ist es der ganz normale Ärger darüber, etwas vergessen zu haben und wann ist die Grenze zu einer übersteigerten und beeinträchtigenden Angst, etwas zu verpassen, überschritten?

Wenn das Handy uns zu sehr im Griff hat

Nomophobie kommt von der englischen „No-mobile-phone-phobia“ und beschreibt die Angst, mit der Trennung vom eigenen Mobiltelefon auch abgetrennt zu sein von der Welt, unerreichbar für soziale oder berufliche Kontakte. Und es meint den Stress, der dadurch entstehen kann, selbst nicht kommunizieren zu können. Auftreten können Stress und Angst, wenn wir das Mobiltelefon nicht bei uns haben, aber auch wenn wir uns in einem Funkloch befinden oder der Akku sich den null Prozent nähert und wir keine Gelegenheit zum Aufladen haben.

Und natürlich gibt es wirklich viel, das nicht funktioniert, wenn wir einmal ohne unser Smartphone unterwegs sind. Es sind viele sehr praktische Nutzungsmöglichkeiten dabei, die einfach der Veränderung der Welt geschuldet sind und viele Erleichterungen für unseren Alltag mit sich gebracht haben. Wir können von überall Kurznachrichten versenden, Überweisungen erledigen, in den Kalender schauen oder die neueste Rechtsprechung recherchieren. Wir können in der Bahn sitzen und gleichzeitig auf den sozialen Medien Marketing betreiben – und bei der Gelegenheit darin versinken.

Das Handy führt also bei vielen von uns zu Stress, wenn es da ist und funktioniert. Weil wir oft meinen, bei Nachrichten auch direkt reagieren zu müssen oder weil wir versuchen, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen wie zum Beispiel telefonieren und Mails beantworten – was schlichtweg nicht möglich ist und uns deshalb unruhig macht. Und wenn das Handy nicht da ist, führt das ebenfalls zu Stress. Klingt nach einem Teufelskreis.

Bewusster Umgang mit dem Handy und den eigenen Ressourcen

Wir kennen sicher alle viele gute Tipps, die den Umgang mit dem Handy oder Tablet gesünder machen sollen. Regelmäßiges Abschalten gehört dazu. Es hilft nur nicht so viel weiter, wenn jemand die für sich optimale Lösung gefunden hat und sie dann allen anderen als die beste und einzige präsentieren möchte. Ein gutes Beispiel dafür ist der Umgang mit Mails und anderen Nachrichten auf dem Handy im Urlaub. Ich habe von einem Mann gehört, der gern Schiffsreisen unternimmt und zu Beginn jeder Reise sein Handy in den Tresor schließt. Er lässt es dort, bis die Reise zu Ende ist und kann dadurch am allerbesten abschalten. Gleichzeitig gibt es Menschen, die am ruhigsten sind, wenn Sie einmal am Tag nachsehen, ob irgendetwas wirklich dramatisches passiert ist. Und die dann am besten abschalten können, wenn sie wissen: Im Büro ist alles in Ordnung. Für die ist die Lösung mit dem permanenten Verbleib des Handys im Tresor ungeeignet.

Die eigene Balance finden

Machen Sie es doch so, wie es für Sie passt! Wichtig ist nur, dass wir uns dabei nicht in die eigene Tasche lügen. Um das herauszufinden, können wir unser eigenes Verhalten einmal beobachten und ehrlich hinterfragen. Um dann vielleicht an der einen oder anderen Stelle etwas anderes auszuprobieren. So haben wir weiterhin den Hut selbst auf und geben ihn nicht an irgendein digitales Gerät ab, das mit seinen wunderbaren Funktionen manchmal ganz schön vereinnahmend sein kann.

Ein paar Fragen für Ihre eigene Bestandsaufnahme:

  • Check-up: Wie sind Ihre Bildschirmzeiten? Finden Sie die angemessen?
  • Gewohnheiten: Wann greifen Sie zum Handy, obwohl sie es gerade gar nicht bräuchten? Welche Momente könnten und wollen Sie gern anders füllen?
  • Wann lösen Push-Nachrichten bei Ihnen Stress aus? Bei welchen Apps schenkt ein Abschalten dieser direkten Benachrichtigungen Ihnen mehr Ruhe?
  • Gibt es Räume, die Sie ganz frei von Handy und anderen Geräten halten, wie z. B. das Schlafzimmer?
  • Wofür nutzen Sie das Handy richtig gern? Und gelingt es Ihnen, es nach dieser Tätigkeit einfach wieder hinzulegen?

Neben der Angst, vom Handy getrennt zu sein, gibt es auch suchtähnliches Verhalten, das wir an den Tag legen. Wenn Sie merken, dass die Schwelle zu richtigen Ängsten oder einem ungesunden Gebrauch der Geräte überschritten ist oder nahe rückt, sollten Sie sich professionelle Unterstützung holen. Etwas aber gilt für uns alle: Ab und zu das eigene Verhalten ehrlich anzuschauen und neu zu entscheiden über eine Veränderung oder ein „passt so“ hilft dabei, Veränderungen mitzugehen und gleichzeitig gesund zu bleiben. So gelingt es vielleicht, dass es uns nur ein Augenrollen entlockt, wenn wir das Handy zu Hause haben liegenlassen.

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