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Neueinstellungen für das innere Team

Fühlen Sie sich bei bestimmten Themen immer wieder hin- und hergerissen? Entscheiden Sie manchmal einfach gar nicht und reagieren dann auf das, was kommt? Oder geraten Sie aus Ratlosigkeit gelegentlich in eine Art blinden Aktionismus, der dann später neues Entscheiden notwendig macht? Es könnte an Ihrem inneren Team liegen, das sich nicht einig ist und eine klare und für Sie stimmige Entscheidung verhindert.

Das innere Team ist ein Modell des Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun. Sich damit einmal zu beschäftigen

  • hilft, sich die eigenen Abläufe klarzumachen
  • führt dadurch zu klareren Entscheidungen
  • macht damit auch eine klarere Kommunikation mit Anderen möglich

Ihre persönliche Mannschaftsaufstellung

Wer spielt denn überhaupt in Ihrem Team? Sie können es herausfinden, wenn Sie sich in eine bestimmte ungeliebte Situation hineinversetzen oder einfach in eine, die eine Entscheidung von Ihnen notwendig macht. Vielleicht haben Sie gerade eine aktuelle Herausforderung, an die Sie denken können oder Sie nehmen etwas, das immer wieder auftaucht oder das Sie in Zukunft gern anders lösen möchten als Sie es in der Vergangenheit getan haben. Beispiel: Sie sind Mietrechtler und haben sich vorgenommen, keine Mandate mehr anzunehmen, in denen es um Nebenkostenabrechnungen geht. Und dann sitzen Sie mit einem neuen Mandanten im Besprechungsraum, der gleichzeitig auch der Chef Ihres Cousins Peter ist und er kommt mit genau diesem Thema. Welche Gedanken tauchen da in Ihnen auf?

Sie hören verschiedene Stimmen? Das ist normal.

Vielleicht sagt ein Teil in Ihnen: „Das kannst du nicht ablehnen, könnte ein Problem für Peter werden“ und ein anderer ruft „Oh nein, jetzt nehme ich mir einmal etwas vor, sofort wird es torpediert“. Vielleicht mag ein Teil von Ihnen nicht nein sagen und gleichzeitig schreit etwas: „Das wird wieder so viel Zeit fressen!“. Genauso kann es sein, dass Sie denken: „Juhu, ein wichtiger Mandant, ich freue mich einfach über das Mandat, egal was es ist“.

Geben Sie den Leuten einen Namen

All diese Stimmen sind Ausdruck unserer Gedanken und Impulse, unserer Gefühle in der jeweiligen Situation. Wenn wir uns beim Arbeiten mit dem inneren Team die verschiedenen inneren Anteile bewusst machen möchten, ist es hilfreich, Ihnen Namen zu geben. Wer ruf da eigentlich? Und was ist seine Botschaft? Unser Mietrechtler könnte zum Beispiel diese Mannschaftskameraden und ihre Botschaften hören:

  • Der Hüter der Familienbande sagt: „Du musst alles tun, um deine Familie zu unterstützen.“
  • Der Ressourcen-Manager sagt: „Pass auf, dass du dich nicht übernimmst.“
  • Der Leistungsträger sagt: „Du schaffst alles, das auch.“
  • Der Verbindliche sagt: „Du hast dich entschieden, setz es um und lehn ab.“
  • Der Visionär sagt: „Einstieg in die Rundumbetreuung eines großen Unternehmens.“
  • Der Perfektionist sagt: „Wenn du es machst, muss es perfekt sein – das kostet Zeit.“

Wir haben alle mehrere Anteile in uns. Sie sind mal leiser und mal lauter, tauchen je nach Tagesform unterschiedlich vehement auf, sind oft unterstützend und manchmal hinderlich. Schauen Sie sich am besten erst einmal an, wer in Ihrer eigenen Mannschaft überhaupt regelmäßig zu hören ist. Wer meldet sich innerlich zu Wort, wenn eine Entscheidung ansteht? Wer ist laut und wer zaghaft?

Teamentwicklung

Wenn Sie sich bewusst gemacht haben, wer in Ihrem inneren Team mitspielt, können Sie auch bewusste Regeln dafür aufstellen, wie in Zukunft die Entscheidungen getroffen werden, wer lauter werden darf und wer sich auch mal zurückhalten muss. Und ob es möglicherweise Teammitglieder gibt, die gar nicht für Sie spielen, sondern auf (vermeintliche) äußere Erwartungen einzahlen. Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie Mehrheitsquoten zulassen, klare Regeln für bestimmte Situationen treffen oder jedes Mal in die Einzelfallentscheidung gehen. Ihre gesamte anwaltliche Verhandlungskompetenz können Sie an dieser Stelle ausleben.

Wollen Sie jemanden auswechseln lassen?

Was wohl nicht gelingen wird: Einzelne Spieler ganz aus dem Team zu werfen. Wenn sie sehr stören, lohnt sich ein Blick unter die Oberfläche: Was könnte der Sinn dieser inneren Stimme sein – schützt sie Sie zum Beispiel vor etwas?

Die gute Nachricht: Selbst, wenn Sie als Einzelanwältin oder Einzelanwalt nach außen hin alles allein machen – für Ihr inneres Team können Sie jederzeit Neueinstellungen planen und auch direkt umsetzen. Und dafür müssen Sie noch nicht mal lange auf irgendwelchen Stellenportalen herumsuchen. Denken Sie daran: So ein neues Teammitglied braucht etwas Zeit, um ganz in seine Rolle zu finden und manchmal ist die eigene Umgebung auch etwas irritiert über die veränderte Aufstellung. Sie wird sich sicher daran gewöhnen und sich mit Ihnen freuen über noch mehr Klarheit im Innen und Außen.

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