Ob Grillfest bei den neuen Nachbarn, Konferenz oder Klassentreffen – immer wieder gibt es Situationen, in denen Menschen (meist Nichtjuristen) sich erkundigen, was Sie beruflich denn so machen. Viele Anwälte sind auf diese Fragen stets aufs Neue unvorbereitet. Die langweilige Standardantwort lautet dann meist unausweichlich:
„Ich bin Anwalt.“
Eine so kurze Antwort hat aber mindestens zwei Nachteile:
- Als Selbstständiger haben Sie die Chance vertan, sich zu vermarkten.
- Der Fragesteller ist nicht viel schlauer als vorher.
Ich weiß, was Sie jetzt einwenden werden: „Wer Näheres wissen will, kann ja nachfragen.“ Aber: So funktioniert Marketing nicht. Und so funktioniert auch ein spannendes Gespräch nicht.
Das geht doch besser!
Alles außer langweilig: Das bin ich, so helfe ich
Es ist im Grunde ganz einfach. Sie müssen sich nur einmal in Ruhe Gedanken machen, was eine interessante und informative Antwort wäre, die trotz ihrer Aussagekraft kurz genug ist. Quasi Ihr persönlicher Elevator Pitch – eine Kurzvorstellung, so lang wie eine Fahrstuhlfahrt.
Überlegen Sie, was Ihren Gesprächspartner interessieren könnte. Würde er nach Ihrer Kurzantwort nachhaken, hätte er vielleicht folgende Fragen:
- Was sind Ihre Tätigkeitsschwerpunkte?
- Wie sieht Ihr typischer Mandant aus?
- Wie helfen Sie Ihren Mandanten konkret?
Diese Informationen könnten Sie ihm aber schon in Ihrer ersten Antwort liefern.
Statt „Ich bin Anwalt“, könnte es dann heißen:
„Ich bin Fachanwalt für Medizinrecht. Ich berate hauptsächlich Kassenärzte und unterstütze sie zum Beispiel bei gesellschafts- oder arbeitsrechtlichen Fragen oder dem Praxisverkauf.“
Das klingt deutlich interessanter und liefert mehr Anknüpfungspunkte für die weitere Unterhaltung.
Haben Sie besondere Praxiserfahrung, einen Bürohund oder gehen gern mit Mandanten Segeln? Überlegen Sie, was Sie von Ihren Mitbewerbern unterscheidet. Das ist „Futter“ für die weitere Unterhaltung. Bedenken Sie: Vielleicht ist Ihr Gegenüber ein Mandant in spe oder eine zukünftige Bewerberin!
Ihre Vorstellung in 30 Sekunden
Eine knackige Kurzvorstellung hat folgende Eigenschaften:
- Sie ist aussagekräftig, einprägsam und provoziert Folgefragen.
- Sie kann in weniger als 30 Sekunden vorgetragen werden.
- Sie wirkt spontan.
- Sie wird mit Begeisterung vorgetragen.
- Sie ist bestenfalls auf Ihr Gegenüber zugeschnitten.
Wenn Sie Ihre Vorstellung mit einem Beispiel beenden, wirkt sie übrigens noch anschaulicher und einprägsamer. Das könnte die abstrakte Schilderung eines konkreten Falles sein, an dem Sie gerade arbeiten, ein Vorgang aus der Vergangenheit oder auch die Bezugnahme auf ein aktuelles Geschehen aus der Öffentlichkeit.
Und bitte: Nehmen Sie Rücksicht, wenn Sie mit Nichtjuristen sprechen. Gehen Sie bei Fremden einfach erst mal davon aus, dass es juristische Laien sind (zumindest, wenn Sie sich nicht auf einem Fachkongress befinden). Benutzen Sie keine Fachtermini und schildern Sie nicht zu ausschweifend. Zeigen Sie stattdessen lieber Humor: kurz, knackig, lustig!
…und beim nächsten Mal, wenn jemand Sie fragt “Was machen Sie eigentlich beruflich?” sind Sie bestens vorbereitet.