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Literaturkritik: Erbrecht 3/2024

von
Ulf Schönenberg-Wessel, Rechtsanwalt und Notar, Fachanwalt für Erbrecht, Kiel

Liebe Leserinnen und Leser,
unter der Rubrik „Literaturkritik: Erbrecht“ stellen wir monatlich eine Auswahl von Neuerscheinungen aus dem Bereich des Erbrechts, des Erbschaftsteuerrechts sowie der erbrechtsrelevanten Nebengebiete vor.

 

Doukoff

Beck’sches Mandatshandbuch Zivilrechtliche Berufung

Handbuch
7., völlig neubearbeitete Auflage, 2023
C.H.BECK, ISBN 978-3-406-79153-6, 129 EUR

Die erfolgreiche Berufung ist bereits in der ersten Instanz vorzubereiten. Mit dieser so einfachen wie wichtigen Erkenntnis startet Doukoff in dieses Standardwerk prozessrechtlicher Literatur. Doukoff hat in der 7. Auflage eine Vielzahl gesetzlicher Änderungen, gerichtliche Entscheidungen und wissenschaftliche Abhandlungen eingearbeitet. Der Leser profitiert von der langjährigen Erfahrung des Autors als Vorsitzendem Richter am Oberlandesgericht. Die ersten gut 280 Seiten des Buchs beschäftigen sich mit der Vorbereitung der Berufung. Neben der Klärung von Berufungszielen stellt Doukoff insbesondere die Berufungsgründe systematisch dar. In weiteren Teilen des Buchs werden die Berufungseinlegung, die Verteidigung des Berufungsbeklagten sowie auch die Berufungsverhandlung dargestellt. Für die 8. Auflage wäre hier ein Abschnitt zur digitalen Verhandlung wünschenswert, da diese den Prozessbevollmächtigten nochmals in einer anderen Weise fordert. Dieses herausragende Werk hat sich in den 20 Jahren seit der 1. Auflage zu einem unverzichtbaren Begleiter in der Vorbereitung und Durchführung des Berufungsverfahrens entwickelt. Er darf in keiner Bibliothek fehlen.

 

Halaczinsky

Die Erbschaft- und Schenkungsteuererklärung

5. Auflage, 2023
Deutscher Notarverlag, ISBN 978-3-95646-290-0, 79 EUR

Das Handbuch begleitet seinen Leser von der Vorbereitung der Steuererklärung bis zum Ausfüllen der entsprechenden Formulare. Halaczinsky hat in die 5. Auflage die sich ergebenden Änderungen in Rechtsprechung und Gesetzgebung sowie die aktuellen Entwicklungen der Literatur seit 2018 eingearbeitet. Neben der eigentlichen Erbschaftsteuererklärung finden sich auch alle notwendigen Hinweise zur Ersatzerbschaftsteuer und zur Schenkungsteuer. Von besonderer Bedeutung in der Praxis sind die Ausführungen zur Bewertung, sei es im Betriebsvermögen, sei es in Personengesellschaften oder auch an sonstigen Gemeinschaften. Abgeschlossen wird dieses hervorragende Werk mit Ausführungen zum Rechtsbehelfsverfahren, einschließlich des Verfahrens vor der Finanzgerichtsbarkeit. Eine Vielzahl von Hinweisen, Beispielen und Mustern machen dieses Werk zu einem hervorragenden Begleiter durch die oft für den Erbrechtler verschlungenen Pfade des Schenkungs- und Erbschaftsteuerrechts.

 

Heinemann/Trautrims (Hrsg.)

Notarrecht
Berufsrecht | Verfahrensrecht | Gebührenrecht | Materielles Recht

Handkommentar
2022
Nomos, ISBN 978-3-8487-5789-3, 128 EUR

Der bereichs- und themenspezifische Kommentar zum Notarrecht enthält neben der Kommentierung zum BeurkG insbesondere auch eine Kommentierung zu den BNotO und zur DONot. Da das Verfahren der Untätigkeitsbeschwerde gem. § 15 BNotO mittlerweile zum Standardrepertoire erbrechtlicher Tätigkeiten gehört, soll hiermit die Kommentierung von Dittmar exemplarisch herausgegriffen werden. Dittmar
stellt zunächst die allgemeine Verpflichtung des Notars zur Urkundsgewährung dar, die selbstverständlich auch die Pflicht zur Erstellung eines notariellen Nachlassverzeichnisses erfasst. Er machte deutlich, dass auch die Untätigkeit des Notars eine Verweigerung der Urkundstätigkeit sein kann, die den Beteiligten zur Beschwerde berechtigt. Dittmar stellt ausdrücklich klar, dass der Notar lediglich erste Instanz ist und nicht Verfahrensbeteiligter; ein Rechtsmittel steht ihm gegen die Entscheidung des Landgerichts nicht zu. Die klar strukturierte Kommentierung, die sich durch das gesamte Werk zieht, stellt eine große Erleichterung für die Arbeit mit diesem Kommentar dar, der sich aufgrund seines Konzepts hervorragend für die erbrechtliche Praxis eignet.

 

Richter

Stiftungsrecht

Handbuch
2. Auflage, 2023
C.H.BECK, ISBN 978-3-406-77904-6, 219 EUR

Umfassend und unter Berücksichtigung der Stiftungsrechtsreform liegt nunmehr die 2. Auflage des Handbuchs Stiftungsrecht vor. Das Werk trägt dem Umstand Rechnung, dass Stiftungen in ihren verschiedenen Ausprägungen zunehmend Verbreitung erfahren. Neben seinem inhaltlichen Anspruch verfolgt das Werk auch weiterhin das Ziel, den Stiftungsgedanken zu verbreiten und die oftmals gemeinnützige Arbeit der einzelnen Stiftungen zu unterstützen. Auf der Grundlage der verschiedenen Ausgestaltungen von Stiftungen im bürgerlichen, aber auch im öffentlichen Recht sowie alternativen Organisationsformen, wie etwa der unselbstständigen Stiftung, begleitet das Handbuch die Stiftung von ihrer Gründung bis in den Alltag. Ausführungen zur Rechnungslegung, Publizität und Compliance sowie zum Stiftungssteuerrecht verhelfen dem Leser zu einer effektiven Beratung im stiftungsrechtlichen Mandat. Ausführungen zum internationalen Stiftungsrecht runden dieses hervorragende Handbuch ab. Der zunehmenden Beratungsbedarf zu stiftungsrechtlichen Fragen, insbesondere auch im Bereich der Vermögensnachfolge, macht es notwendig, sich mit diesem ebenso spannenden wie herausfordernden Thema auseinanderzusetzen. Das Handbuch von Richter bietet hier eine hervorragende Grundlage für eine effektive und wissenschaftlich fundierte Beratung und Gestaltung.

 

Rogelmeier/Pranzo

Erbfall – was nun? Was ich als Erbe beachten muss

Ratgeber
2023
C.H.BECK, ISBN 978-3-406-79722-4, 8,90 EUR

Aus der Reihe der Beck’schen Ratgeber ist dieser aktuelle Wegweiser für den Erben erschienen. Der Wegweiser gliedert sich in acht Teile und erläutert in gut verständlicher Art die ersten Schritte nach dem Erbfall, das Verständnis der Erbengemeinschaft, die Bedeutung eines Vermächtnisses, den Pflichtteil sowie die Testamentsvollstreckung. Ergänzt wird der Ratgeber durch steuerliche Aspekte und die notwendigen Überlegungen zum Erbfall und die wichtige Frage, wann sich der Gang zu einem Spezialisten lohnt. Der Ratgeber ist eine hervorragende Empfehlung für Mandanten. Er leistet wertvolle Unterstützung für die Abwicklung des Nachlasses, sodass sich die Anschaffung auch als anwaltlicher Testamentsvollstrecker durchweg lohnen wird.

 

Röthel/Schmidt

Die Familie des Familienunternehmers

7. Jahrestagung des Notarrechtlichen Zentrums Familienunternehmen der Bucerius Law School 2018
2021
Nomos, ISBN 978-3-8487-7688-7, 34 EUR

Im Tagungsband der 7. Jahrestagung sind die Verträge von Wedemann zur Vorsorgevollmacht des Familienunternehmers, von Ivo zu Chancen und Herausforderung der Beteiligung Minderjähriger an Familienunternehmen sowie von Weber zur EU-Güterrechtsverordnung enthalten. Die Beiträge, die wie in jedem Jahr von hoher Qualität und Praxisbezug sind, vermitteln dem Leser den Eindruck über die erheblich rechtlichen Unsicherheiten im Kontext der Referatsthemen. Sie zeigen mögliche Gestaltungswege auf und liefern eine Vielzahl von Gestaltungsempfehlungen. Die Beiträge sind stets wissenschaftlich fundiert und mit einer Vielzahl von Belegstellen versehen, die eine weitere Vertiefung ermöglichen. Der Tagungsband leistet wieder einmal einen hervorragenden Beitrag zum Verständnis und zur Auseinandersetzung mit den Referatsthemen. Die Lektüre ist nicht nur nachdrücklich zu empfehlen, sondern auch inhaltlich ein Genuss.

 

Salten

Gerichtliches Mahnverfahren und Zwangsvollstreckung

Praxisliteratur
7., neu bearbeitete Auflage, 2023
Verlag Dr. Otto Schmidt, ISBN 978-3-504-47955-8, 59,80 EUR

Erst die kompetente und effektive Vollstreckung des erstrittenen Titels runden das Mandat ab. Häufig ist dies der letzte Eindruck, den der Mandant von seinem Anwalt bekommt. Umso wichtiger ist es hier, die notwendigen Tricks und Kniffe zu erkennen, um den Anspruch des Mandanten effektiv durchzusetzen. Salten stellt das gerichtliche Mahnverfahren und die gängigsten Maßnahmen des Zwangsvollstreckungsrechts chronologisch und übersichtlich dar. Das Werk wird auch in seiner 7. Auflage dem Anspruch gerecht, ein praxisorientierter Leitfaden für die Standardfälle des gerichtlichen Mahnverfahrens und der Zwangsvollstreckung zu sein. Die Einarbeitung der digitalen Vollstreckungsformulare, deren Erläuterung und die Vielzahl von Tipps und Hinweise lassen sowohl die Mitarbeitenden als auch die Berufsträger einen großen Mehrwert aus diesem Buch ziehen. Seine Anschaffung ist unter vielerlei Gesichtspunkten lohnend und nachdrücklich zu empfehlen.

 

Zimmermann

Das Grundsicherungsrecht in der Beratungspraxis
SGB II und SGB XII nach der Bürgergeldreform

5. Auflage, 2023
Nomos, ISBN 978-3-7560-0068-5, 49 EUR

Die Grundsicherung bleibt weiterhin ein bewegtes Thema in der Beratungs- und Gestaltungspraxis. Der Gesetzgeber hat mit der Bürgergeldreform erheblich in das Grundsicherungsrecht eingegriffen, sodass eine Einarbeitung in die Änderungen und die praktischen Folgen der Reform auch aus erbrechtlicher Sicht nicht zu vermeiden ist. Zimmermann stellt in seinem Werk nicht nur die Leistungen nach dem SGB II und SGB XII dar, er bietet auch einen kompakten Überblick über die allgemeinen Grundsätze des Sozialrechts und das Verwaltungsverfahren. Die klare Struktur und die Veranschaulichung durch Beispiele machen dieses Werk für den Erbrechtler gut zugänglich. In § 4 behandelt Zimmermann die für die Beratung und Gestaltung wichtigen Regelungen zur Anrechnung von Einkommen und Vermögen. Auch wenn der Gesetzgeber immer wieder in diese Regelungen eingreift und diese anpasst, gelingt es mit den Ausführungen von Zimmermann hervorragend, sich in die Systematik und das Grundverständnis dieser Regelungen einzuarbeiten. Die Anschaffung dieses Werks kann daher uneingeschränkt empfohlen werden.

 

Zimmermann

Erbschein – Erbscheinsverfahren – Europäisches Nachlasszeugnis

Praxisliteratur
4., neu bearbeitete Auflage, 2022
ESV, ISBN 978-3-503-21121-0, 64 EUR

Auch in der 4. Auflage liegt mit dem Handbuch von Zimmermann ein auf die Praxis zugeschnittenes Nachschlagewerk zum Thema Erbschaften und Europäisches Nachlasszeugnis vor. Das Werk begleitet den Leser von den Vorüberlegungen über den Erbscheinsantrag, die Zuständigkeit und das Verfahren vor den Nachlassgerichten bis hin zur Entscheidung des Nachlassgerichts. Exemplarisch sei aus dem hervorragenden Werk das Kapitel 11 „Der Vergleich im Erbscheinsverfahren“ herausgegriffen, da die dort von Zimmermann aufgearbeiteten Überlegungen in der Praxis häufig in den Hintergrund treten. Zimmermann zeigt Tricks und Kniffe auf, wie eine einvernehmliche Regelung im Erbscheinsverfahren möglich ist. Hierzu gehören nicht nur der Auslegungsvertrag, sondern auch die Anerkennung eines anfechtbaren Testaments oder die Rücknahme von Rechtsmitteln. Zimmermann
ergänzt seine Ausführungen stets um Praxisbeispiele, sodass es sich leicht erarbeiten lässt, wie die vorgeschlagenen Wege im Verfahren zum Erfolg führen können. Auch die 4. Auflage profitiert von der großen praktischen Erfahrung des Autors und dessen didaktischem Können. Das Werk gehört zum Standardrepertoire der erbrechtlichen Literatur und sollte daher auch in der 4. Auflage einen festen Platz in der Handbibliothek haben.

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