Fühlen Sie sich manchmal wie ein Sonderling im Haifischbecken der Juristerei? Bekommen Sie es einfach nicht hin, allen gesellschaftlichen Erwartungen an Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte gerecht zu werden, völlig in Arbeit unterzugehen, sich immer beschäftigt und möglichst schlecht gelaunt zu halten? Hier kommen 10 wertvolle Tipps, mit denen Sie sicher in Burn-on oder Burn-out landen, vielleicht auch beides:
1. Sie sollten unbedingt Ihre Mandantinnen und Mandanten regelmäßig ermuntern, ihre Unterlagen als Haufen in einer Tüte vorbeizubringen. Die einzelnen Zettel sollten dabei keinerlei Reihenfolge aufweisen, zusätzlich sind ungeöffnete Briefe günstig. Keinesfalls darum bitten, irgendetwas selbst zu ordnen oder gar in einer geordneten Struktur digital zu übersenden. Für Fortgeschrittene: Alle anweisen, die Unterlagen immer erst am Tag des Fristablauf ab 18:00 Uhr vorbeizubringen, damit Ihr Abend gerettet ist.
2. Rufen Sie niemals jemanden zurück, wenn Sie etwas von Ihrem mulmigen Gefühl in einer ungeliebten Sache haben wollen. Warten Sie, bis die Leute so richtig verzweifelt sind und gar nicht mehr daran glauben, dass Sie überhaupt etwas bearbeiten. Geben Sie niemals eine Zwischenmeldung und somit ein Zeichen dafür, dass Sie an der Sache dran sind. Am besten arbeiten Sie auch wirklich nicht an dem betreffenden Fall – umso zuverlässiger breitet es sich aus, das mulmige Gefühl.
3. Niemals den Anrufbeantworter anschalten. Besser: Immer selbst neben dem Telefon sitzen! Zu Recht haben Sie Angst, sonst ganz sicher das Millionen-Mandat zu verpassen. Stellen Sie sich jemanden vor, der ein größeres Rechtsproblem hat, bei dem es wirklich um sehr viel Geld geht. Keinesfalls wird so jemand es noch ein zweites Mal telefonisch bei Ihnen versuchen. Die Person wird Sie in einem solchen Fall bestimmt nicht absichtlich herausgesucht haben, sondern nur ganz zufällig! Und genauso zufällig wird sie auch weiterziehen.
4. Sorgen Sie überhaupt niemals für ruhige Zeiten, in denen keine Telefonate durchgestellt werden. Seien Sie immer erreichbar! So werden Sie so häufig wie möglich unterbrochen und können sich schön immer wieder neu reindenken.
5. Lassen Sie die Leute ruhig Ihre Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter anpöbeln, wenn sie sauer sind. Es macht ja nichts – haben Sie sie irgendwann doch selbst am Telefon, sind sie ohnehin wieder lammfromm. Ihr Team wird Ihnen bestimmt nicht weglaufen und wenn, dann haben Sie wenigstens die Gelegenheit, immer wieder neue Kolleginnen oder Kollegen einzuarbeiten.
6. Schreiben Sie möglichst unklar und verklausuliert an die Mandanten. Es ist gut, wenn diese Sie nicht verstehen und somit sichere Anzeichen dafür haben, dass Sie in ganz anderen und zwar unerreichbaren Sphären unterwegs sind. Bei Schreiben im gerichtlichen Verfahren ist es wichtig, möglichst alle Verfahrensbeteiligten immer mal wieder zu beleidigen, so dass alle wissen, mit wem sie es zu tun haben.
7. Verlassen Sie niemals vor 23:00 Uhr das Büro, auch wenn Sie die ganze Zeit nur im Internet surfen. Es ist ein schlechtes Zeichen für Ihre Umwelt, wenn Sie Ihre Arbeit so im Griff haben, dass sogar ein Feierabend möglich ist.
8. Fahren Sie niemals in den Urlaub, wenn Sie etwas von Ihrer Erschöpfung haben wollen. Es ist ein Irrglaube, dass durch ein regelmäßiges Auftanken irgendetwas besser würde. Am besten Sie machen gar keine Pause, dann sind Sie auf der sicheren Seite. Wenn Sie schon in den Urlaub fahren, dann befolgen Sie möglichst gleichzeitig alle Tipps dazu, wie Sie mit E-Mails und Telefonanrufen in dieser Zeit umzugehen haben, auch wenn diese Tipps widersprüchlich sind und gerade dann, wenn sie zu Ihren persönlichen Bedürfnissen gar nicht passen.
9. Freuen Sie sich bloß nicht, wenn Sie eine lang aufgeschobene, unangenehme Sache erledigt haben. Schauen Sie lieber auf die 95 anderen, die da noch liegen.
10. Benutzen Sie unbedingt ein Faxgerät. Und wenn Sie gezwungenermaßen über das beA versenden, dann sollten Sie fristgebundene Sachen möglichst erst kurz vor Mitternacht verschicken. Die Chancen sind gut, dass irgendetwas schief geht und dann haben Sie ein Problem mehr.
Wir hoffen, dies hilft Ihnen schon einmal weiter.
Bonustipp: Lachen Sie möglichst wenig. Sie werden sonst gar nicht als Anwältin oder Anwalt erkannt.