In einer Zeit, in der die Digitalisierung voranschreitet, Legaltech zunehmend Prozesse optimiert und Künstliche Intelligenz in aller Munde ist, bekommt der Faktor Mensch eine neue Bedeutung. Neben juristischem Fachwissen auch über die richtigen Soft Skills zu verfügen, erweist sich in der sich rasch entwickelnden, modernen Arbeitswelt zunehmend als Vorteil. Doch wo hört das Fachwissen auf und fangen die Soft Skills an?
Hard Skills vs. Soft Skills – Wo liegt der Unterschied?
Hard Skills sind spezifische Fachkenntnisse und praktische Fähigkeiten, die für die Berufsausübung erforderlich sind. Sie können erlernt, erworben und durch Übung verbessert werden. In Bewerbungen werden sie in Lebenslauf und Zeugnissen – z.B. durch Examensnoten, Berufserfahrung oder Fremdsprachenkenntnisse – belegt.
Soft Skills hingegen sind persönliche Eigenschaften, Verhalten und Denken im Umgang mit Menschen, kommunikatives Geschick und Zwischenmenschliches, aber auch emotionale Intelligenz, die sich etwa in Eigenschaften wie Flexibilität, Resilienz, Problemlösungskompetenz, Selbstmotivation und Zeitmanagement zeigt. Soft Skills werden bei Bewerbungen meist im Anschreiben umschrieben, doch auch aus dem Lebenslauf lassen sich gewisse Rückschlüsse auf Charaktereigenschaften ziehen.
Welche Soft Skills braucht ein guter Anwalt?
Soft Skills gibt es also viele, doch einige sind für Anwälte besonders hilfreich, wie etwa:
- Liebe zum Detail: Eine kleine Änderung oder ein einziges falsches Wort kann die Bedeutung einer Klausel verändern. Auch Rechtschreib- und Grammatikfehler in Dokumenten, E-Mails oder Schriftsätzen werfen ein unschönes Licht auf den Verfasser. Insofern braucht es nicht nur die Liebe zum Detail und ein wachsames Auge, sondern vielleicht auch einen Hang zur Pedanterie.
- Der Wunsch, zu helfen: Ein ausgeprägter Wunsch, zu helfen, zeigt sich in leidenschaftlicher, engagierter Berufsausübung. Der Anwaltsberuf konfrontiert Sie zuweilen mit Mandanten, die teils gänzlich andere Werte haben, unsympathisch oder einfach nur äußerst anstrengend sind. Doch den echten Wunsch, zu helfen und sich für sie einzusetzen, wird das nicht beeinträchtigen. Das schafft Vertrauen seitens der Mandanten und Respekt seitens der Kollegen.
- Kommunikationsfähigkeit: Hervorragende mündliche und schriftliche Kommunikation ist von entscheidender Bedeutung, sowohl gegenüber dem Gericht und der Gegenseite, als auch gegenüber den Mandanten. Ein guter Redner zu sein, ist von großem Vorteil, wenn Sie einen Vergleich aushandeln, doch ebenso sollten Sie wissen, wie man dem Laien Juristisches in einfachen Worten verständlich macht. Zudem ist man nur ein guter Gesprächspartner, wenn man auch ein guter Zuhörer und ein feiner Beobachter ist. Wenn ein Mandant das Gefühl hat, dass Sie seine Situation nachvollziehen können, wird er Ihnen vertrauen.
- Zeitmanagement: Haben Sie Ihre Zeit im Blick oder hat sie Sie im Griff? Gerade zu Beginn der Selbstständigkeit ist es nicht ganz einfach, die individuell richtige Zeiteinteilung zu finden, um auch wirklich den Tag über produktiv (und nicht bloß “beschäftigt”) zu sein. Der Gedanke, die zeitgleiche Erledigung mehrerer Aufgaben sei die Lösung für Ihre Arbeitsbelastung, erweist sich z.B. als Trugschluss. Studien belegen, dass Multitasking keinesfalls die Effizienz steigert. Im Gegenteil. Und dann ist da noch der stete Kampf gegen die Windmühlen der Prokrastination. Sie kennen das. Doch Zeit ist tatsächlich Geld und so ist es buchstäblich lohnend, sich mit Themen wie Zeitmanagement, Produktivität oder der optimalen Arbeitsumgebung eingehend zu beschäftigen.
Es ist nie zu spät, an Ihren Soft Skills zu arbeiten und ein optimales Gleichgewicht zum Fachwissen herzustellen. Es lohnt sich!