Als ich mir im Februar 2020 meinen Instagram-Account zulegte, um dort unterhaltsame Inhalte und Texte für Rechtsanwälte zu schaffen, hatte ich zuvor keinerlei Forschung dazu betrieben, wieviele deutsche Anwälte und Juristen sich auf der Plattform tummeln. Nachdem ich dort in den letzten Monaten ziemlich aktiv war, möchte ich hier über meine Eindrücke berichten.
Juristen bei Instagram – Examensvorbereitung und Anwaltsleben
Ein nicht unwesentlicher Teil der deutschen Jura-Bubble bei Instagram, wie ich sie in den letzten Monaten wahrgenommen habe, besteht aus Jurastudenten, genauer: Studentinnen. Es hat sich eine richtige kleine „Szene“ von Jurastudentinnen dort gebildet, die – gefühlt – alle miteinander vernetzt sind. Die meisten von ihnen befinden sich in Examensvorbereitung und dokumentieren das über Instagram. Einige Feeds ähneln einander stark, weil sie hauptsächlich ihre Schreibtische, Gesetzestexte, Karteikarten und Textmarker in verschiedenen, bunten Arrangements fotografieren. In den Captions (den Texten unter den Fotos) wird über Alltägliches, den Fortschritt beim Lernen und all die Höhen und Tiefen berichtet, die das Leben kurz vor dem Ersten Staatsexamen so mit sich bringt.
Die Anzahl der Profile deutscher Rechtsanwälte und Kanzleien bei Instagram ist recht übersichtlich. Insbesondere die Zahl jener, die Instagram auch wirklich mehrmals pro Woche attraktiv bespielen, ist noch recht klein. Nach einigen Wochen auf der Plattform liest man dieselben Namen immer wieder. Deutschland ist eben nicht der Vorreiter in Sachen Digitalisierung und das zeigt sich dann entsprechend auch in der Social-Media-Präsenz von Anwälten. Da ist noch viel Luft nach oben und Raum, in dieser noch recht exklusiven Nische mitzumischen.
Juristen bei Instagram – Examensvorbereitung und Anwaltsleben
In den USA ist man in Sachen Digitalisierung und Social Media bekanntermaßen schon etwas weiter. Rechtsanwälte und Kanzleien zeigen sich deutlich aufgeschlossener hinsichtlich der Möglichkeiten, die die „Sozialen Medien“ für ihr Kanzleimarketing im Allgemeinen und das Content-Marketing im Speziellen bieten. Etwa 25% der Anwälte nutzen Instagram regelmäßig zu Marketingzwecken, darunter auch viele der Top-Großkanzleien. Insofern lohnt sich ein Blick „nach drüben“, um Trends zu erkennen und sich eine erste Orientierung zu verschaffen, wie man den eigenen Account bei Instagram gestalten könnte.
Juristen bei Instagram – Examensvorbereitung und Anwaltsleben
Bevor man sich als Rechtsanwalt oder Kanzlei einen Account bei Instagram zulegt, sollte man sich überlegen, warum.
- Was ist Ziel des Accounts: Akquise neuer Mandate, Information oder vielleicht bloß die Vernetzung mit Kollegen?
- Was ist die Zielgruppe, die bei Instagram erreicht werden soll: Neue Mandanten, Bestandsmandanten oder Kollegen?
- Durch welche Inhalte will man diese Zielgruppe erreichen: eher durch Information oder durch Unterhaltung?
Instagram bietet viele Möglichkeiten für individuellen Markenaufbau, sei es für größere Kanzleien als ganzes oder den Einzelanwalt als Personenmarke. Anwälte, die schon bei Instagram aktiv sind, stellen sich in unterschiedlicher Weise dar und
- teilen Infos zu ihren Services und Rechtsgebieten,
- vermitteln – laiengerecht aufbereitet – rechtliche „Wissenshappen“,
- informieren über aktuelle Fälle aus den Medien sowie Urteile und rechtliche Entwicklungen in bestimmten Branchen oder Rechtsgebieten,
- stellen ihr Team vor,
- gewähren tägliche Einblicke hinter die Kulissen des Kanzleialltags (z.B. bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern, an Weihnachten oder bei Geburtstagen),
- informieren über Veranstaltungen und aktuelle Jobangebote
und garnieren das mit ein paar motivierenden Zitaten oder Fotos der morgendlichen Laufrunde.
Juristen bei Instagram – Examensvorbereitung und Anwaltsleben
Man sollte natürlich auch Lust darauf haben, sich mit Instagram zu beschäftigen. Bevor man Ergebnisse erzielt, braucht es Geduld und die Aktivitäten wirken überhaupt nur, wenn man das Ganze vernünftig macht, sprich: durchdacht und regelmäßig. Letzteres wirkt sich auf den Algorithmus aus und wirkt professioneller als ein halbgar betriebener Account. Man muss auch nicht auf allen Social-Media-Hochzeiten tanzen, sondern sollte sich lieber daran orientieren, wo die Zielgruppe sich tummelt und dabei ein Stück weit auch das Portal wählen, das Einem liegt. Statt auf Facebook, Instagram, Twitter und LinkedIn Profile zu betreiben, dort aber nur 1-2x im Monat etwas zu posten, ist es sicher ratsamer, sich auf ein oder zwei Plattformen zu konzentrieren, diese aber richtig zu verstehen und regelmäßig – mehrmals pro Woche – zu bespielen.
Juristen bei Instagram – Examensvorbereitung und Anwaltsleben
Im Gegensatz zu z.B. LinkedIn ist Instagram eine Plattform, wo die Persönlichkeit in den Vordergrund rückt. Kanzleien haben oftmals noch ein konservatives Image. Instagram kann dazu dienen, dass Anwälte Persönlichkeit zeigen und Kanzleien ihren Mandanten und – ganz wichtig! – potentiellen neuen Mitarbeitern einen Blick hinter die Kulissen gewähren. Ob Sommerfest, Bürohund oder neue Referendarin – Themen gibt es immer. Einfach mal testen!