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„Nein-Sagen“ im Kanzlei-Alltag – Entkommen Sie der FOMO-Falle

Hatten Sie schon einmal Angst davor, etwas zu verpassen? Egal ob es hierbei um den neuen großen Auftrag für die Kanzlei geht oder die neuesten Klatsch- und Tratsch-Geschichten auf dem 50. Geburtstag einer alten Freundin. FOMO (Fear of missing out) trifft in der Regel irgendwann jeden und nicht nur einmal. In einer Welt, die sich gefühlt immer schneller dreht und neben vielen Herausforderungen auch entsprechende Chancen bereithält, hat sich dieses Phänomen noch einmal verstärkt.

Auch Sie müssen jeden Tag viele Entscheidungen treffen. Und für sich abwägen, ob sie Ja oder Nein zu einem Angebot sagen. Während Ihnen jedes Ja die Möglichkeit eröffnet, etwas Neues zu lernen, eine:n neue:n Kund:in zu gewinnen oder einfach Ihre Neugier zu befriedigen – kann dieses Ja gleichzeitig zu einem hohen Workload, keiner ausgewogenen Work-Life-Balance und einhergehender Unzufriedenheit führen. Bei einem Nein bedarf es sich bewusst der FOMO-Falle zu stellen – denn ein Nein für ein Thema bedeutet ein Ja zu etwas anderem – und andersherum.

Woher kommt das Phänomen FOMO?

Das Phänomen FOMO wurde erstmals im Jahr 1996 durch den Marketing-Strategen Dr. Dan Herman beschrieben. Hierbei ging es in erster Linie um die verstärkte Nutzung von Mobiltelefonen, SMS und sozialen Medien. Bis heute wird das Phänomen stetig untersucht. Unser Konsum an digitalen (Unterhaltungs-)Medien und Apps im Allgemeinen hat stetig zugenommen. Und damit auch die Dauer, die wir uns durchschnittlich mit ihnen beschäftigen. Das Phänomen FOMO wird hiermit stark verknüpft. Ihm werden eine Reihe negativer psychischer Symptome zugeschrieben. Als anerkannte Krankheit gilt es aber bislang nicht.

Bedenklich wird es, wenn sich das Verhalten der Personen ändert. Wenn Sie z. B. an sich oder Ihrem Umfeld bemerken, dass Sie bei jeder Push-Nachricht Ihres Mobiltelefons zucken und das starke Bedürfnis verspüren, sofort nachzusehen, wer Ihnen eine Nachricht geschickt hat. Spätestens dann sollten Sie ernsthaft über ihr eigenes Verhältnis zu FOMO nachdenken. Dasselbe gilt für Ihre E-Mails oder sonstige Kommunikationskanäle. Beobachten Sie sich dabei, wie sehr Sie den Drang verspüren, hier immer sofort informiert zu sein.

Aber auch in der Offline-Welt können Sie Verhalten von FOMO entwickeln. Gehen Sie z. B. zu jeder Netzwerkveranstaltung? Auch dann, wenn Sie eigentlich müde und erschöpft sind? Nur weil Sie das Gefühl haben, sonst etwas zu verpassen? Auch hier können Sie von FOMO getrieben sein.

Was aber können Sie praktisch tun, um der FOMO-Falle zu entkommen?

Hierzu habe ich 6 Tipps für Sie:

  1. Setzen Sie sich selbst Ihre ganz persönlichen Grenzen und halten Sie diese ein. Das heißt ganz konkret: Wie viel Zeit möchten Sie am Tag vor dem Bildschirm oder vor dem Handy verbringen? Vielleicht schauen Sie, wie viel Zeit Sie in den letzten Wochen dort verbracht haben, um ein Gefühl zu bekommen, und grenzen die Zeit dann für sich ein. Sie können dies auch weiter herunterbrechen auf einzelne Apps. Wenn Sie sich z. B. regelmäßig dabei ertappen, dass Sie zu viel Zeit auf Instagram verbringen, dann schränken Sie genau hier Ihre Zeit ein. Dasselbe gilt auch für Veranstaltungen und andere Gelegenheiten, die Sie mit FOMO verbinden. Zu wie vielen Netzwerkveranstaltungen möchten Sie gehen? Vielleicht beschließen Sie für sich auch, dass Sie ganz bewusst auf jede 2. Veranstaltung verzichten.
  2. Stellen Sie Ihre Push-Nachrichten aus. So entscheiden Sie selbst bewusst, wann Sie in Ihre E-Mails und in Ihre Apps schauen – und werden nicht durch ein Geräusch konditioniert, welches direkt FOMO bei Ihnen auslöst. Übernehmen Sie selbst wieder das Ruder und damit die Verantwortung.
  3. Nutzen Sie generell mehr mobiltelefonfreie Zeiten. Stellen Sie Ihr Mobiltelefon häufiger mal in den Flugmodus oder machen Sie es ganz aus. Oder noch besser: Lassen Sie es doch gleich mal ganz zu Hause. Das kann sich am Anfang sehr ungewohnt anfühlen. Die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen, da Sie nicht direkt erreichbar sind, wird real. Halten Sie das aus und genießen Sie den Moment. Und den neu gewonnenen Fokus. Sie können tief in Ihren aktuellen Fall eintauchen, ohne Angst haben zu müssen, durch das Piepen Ihres Mobiltelefons jäh unterbrochen zu werden. Wenn Sie sich nicht direkt trauen, Ihr Mobiltelefon ganz zu Hause zu lassen, legen Sie es zumindest in einen anderen Raum, sodass Sie nicht mit einer Armlänge Zugriff darauf haben, wenn Sie arbeiten. So kommt zumindest ein wenig Bewegung in Ihren Alltag und Sie werden bewusster entscheiden, wie häufig Sie nachsehen möchten.
  4. Lernen Sie, charmant und bestimmt häufiger „nein“ zu sagen. Gerade, wenn Ihnen „nein“ sagen noch nicht leicht fällt. Mit einem charmant bestimmten „nein“ werden Sie von allen Kolleg:innen und Mandant:innen als charismatische Führungspersönlichkeit wahrgenommen, die weiß, was sie will und dafür einsteht. Und das wäre doch ein schönes Ziel, oder? Gleichzeitig signalisieren Sie mit einem charmant bestimmten „Nein“, dass Sie genau wissen, was Sie wollen und was Sie eben nicht wollen. Und Sie machen sich damit selbst das Leben leichter.
  5. Hören Sie mehr auf Ihre Intuition und auf Ihren Körper und fragen Sie sich: Was brauche ich gerade? Was würde mir jetzt guttun? Wenn Sie bereits leichte Kopfschmerzen haben und sich erschöpft fühlen, möchte Ihr Körper Ihnen wahrscheinlich eher sagen, dass er sich nach Erholung sehnt und nicht nach einem Netzwerktreffen und vielen Menschen nach Feierabend. Selbst wenn Sie das an anderen Tagen wahrscheinlich sehr bereichernd fänden. Und hieran anschließend gleich der nächste Tipp:
  6. Leben Sie mehr im Hier und Jetzt – ganz bewusst. Denn im Hier und Jetzt gibt es keine Angst, etwas zu verpassen. Im Hier und Jetzt ist alles in bester Ordnung. Wenn Sie häufiger innehalten – gerade in stressigen Zeiten – fällt es Ihnen viel leichter, die richtige Entscheidung zu treffen und häufiger „nein“ zu sagen. Sowohl Ihre Gesundheit als auch Ihre Kanzlei wird es Ihnen dauerhaft danken!

Wenn Sie diese 6 Tipps beherzigen, entkommen Sie mit Sicherheit immer häufiger der FOMO-Falle. Sollten Sie das Phänomen in der Kanzlei oder in Ihrem privaten Umfeld bemerken, sprechen Sie die Menschen doch gerne darauf an. Viele sind sich nicht bewusst, dass sie bereits voll in der Falle sitzen. Ein Wahrnehmen bzw. Hinweis von Außen kann zum Nachdenken anregen. Probieren Sie es doch einmal aus.

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