Wenn Sie Ihre Mitarbeiter und sich selbst nach ihrer Motivation bezüglich der Kanzleiarbeit fragen, welche Antwort erhalten Sie wohl? Natürlich können Sie raten, fragen Sie aber auch ruhig einmal wirklich nach, bei Ihnen selbst geht das ja jetzt sofort. Oft ist es ein „Eigentlich macht mir mein Beruf total viel Spaß!“. Das ist richtig wunderbar und gleichzeitig ist „eigentlich“ immer ein Alarmwort. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass die zu Beginn des Berufslebens noch vorhanden gewesene Euphorie nachgelassen hat, dass der Alltag bei aller Leidenschaft für unsere Rechtsordnung und ihre Gestaltungsmöglichkeiten doch eher ernüchternd ist oder, dass Sie oder Ihre Mitarbeiter schlichtweg erschöpft sind. Damit die Motivation nicht Stück für Stück verloren geht lohnt sich ein bewusster Blick darauf, wo sie eigentlich herkommt, wo wir sie wiederfinden können und wie sie wieder wachsen kann.
Intrinsische Motivation
Motivation kann aus verschiedenen Richtungen kommen. Die intrinsische Motivation bringen Sie genau wie Ihr Team im Idealfall schon selbst mit. Das ist die von innen heraus kommende Motivation, die zum Beispiel vorhanden sein kann, weil jemand richtig gern andere Menschen berät. Oder es liebt, einen perfekten Kanzleialltag zu organisieren. Es gibt MitarbeiterInnen, die es mögen, den persönlichen Kontakt zu den MandantInnen zu pflegen und sich freuen, wenn sie telefonieren können. Es gibt RechtsanwältInnen, die gern ganz tief in juristische Detailfragen eintauchen und lange Schriftsätze dazu schreiben und solche, die den Auftritt bei Gericht lieben. Für manche ist es ein bestimmtes Thema, für das sie jeden Morgen gern losgehen wie Patentrecht oder Vorsorgevollmachten, also der Inhalt der Tätigkeit. Andere mögen die Art der Tätigkeit und haben den Tag gern voller Besprechungen, Vorträge oder Schreibarbeit.
So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Vorlieben und die Arbeitsbereiche, für die sie eine eigene Motivation schon mitbringen. Gut ist es dann, wenn die Tätigkeit zu der Vorliebe passt. Es kann auch eine intrinsische Motivation sein, Teil eines gut funktionierenden Teams zu sein, andere zu unterstützen oder eigene Bereiche in Selbstverantwortung zu bearbeiten. Ohne eine Grundmotivation wird es in den meisten Fällen auch kaum funktionieren. Wofür begeistern Sie sich ganz von selbst?
Extrinsische Motivation
Und dann gibt es auch die Motivation von außen. Das kann die gute Bezahlung sein, die Sie für Ihre Arbeit erhalten. Vielleicht auch ein Fachanwaltstitel, den Sie erreichen oder die Reputation, die durch Ihre Veröffentlichungen entsteht. Für das Kanzleiteam oder als AnwältInnen im Angestelltenverhältnis können es neben dem Gehalt besondere Gratifikationen sein oder zusätzliche Leistungen wie Dienstwagen, Betreuungskosten oder die Finanzierung besonderer Fortbildungen. Motivieren können auch Einladungen zu Betriebsfeiern, zusätzliche Urlaubstage oder ein freier Tag am eigenen Geburtstag. Diese Motivation von außen kann zusätzlich zu der inneren Motivation Anreize bieten, richtig gern zu arbeiten und damit zum Erfolg der Kanzlei beizutragen.
Ihre Rolle als Chefin oder Chef
Sind sie nun für die Motivation Ihres Teams verantwortlich? Sicher nicht komplett, eine Portion Eigenmotivation Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfen Sie schon erwarten. Diese können Sie aber auch bewusst stärken sowohl durch den Einsatz passend zu den Vorlieben als auch durch äußere Anreize.
5 Tipps für die Motivation im Kanzleiteam
1. Gemeinsamer Sinn
Ein gemeinsamer Sinn fördert die Motivation im Team. Sprechen Sie mit Ihrem Team darüber. Und teilen Sie auch ihre eigene Motivation mit – welche Vision haben Sie für die Kanzlei? Ihre innere Haltung wird dabei automatisch nach außen transportiert. Sind Sie tatsächlich der Meinung, dass für den gemeinsamen Erfolg jeder Einzelne einen wichtigen Beitrag leistet? Das wird Ihr Team spüren. Inspirieren Sie Ihre Mitarbeiter, den Weg mitzugehen.
2. Herausforderungen bieten
Immer wieder gibt es Gelegenheiten, einzelnen Mitarbeitern oder einem kleinen Team eine besondere Aufgabe zu übertragen. Nutzen Sie diese Gelegenheiten, damit Mitarbeiter sich auch einmal von einer anderen Seite zeigen und ausprobieren können, als sie es im Alltag tun.
3. Im Gespräch bleiben
Die fehlende Kommunikation im Team und mit Ihnen als Chef oder Chefin ist häufig Anlass für Unstimmigkeiten. Miteinander statt übereinander zu reden, hilft sehr. Und es müssen auch nicht immer große Teamsitzungen sein. Selbst kurze Runden sind hilfreich sowie regelmäßig Zeit und Raum für Feedback. Wertvoll ist es auch, nach dem Feedback der Mitarbeiter zu fragen. Was wünschen sie sich? Es wird immer mal etwas dabei sein, was umgesetzt werden kann. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die das Arbeitsklima verbessern. Entscheidungen sollten immer gut kommuniziert werden. Kommentarlos Zuständigkeiten oder Zeiten zu ändern führt häufig zu dem oben genannten „eigentlich“.
4. Freiraum geben mit eigenen Verantwortungsbereichen
Machen alle alles oder gibt es besondere Verantwortungsbereiche wie den Empfang neuer MandantInnen oder die Zwangsvollstreckung? Zu Irritationen kommt es, wenn ohne weitere Nachfrage Aufgaben einzelnen MitarbeiterInnen übertragen werden („Sie machen jetzt die Buchhaltung“). Es macht auch hier einerseits Sinn, die Vorlieben und Stärken der Mitarbeiter zu berücksichtigen, die Arbeitsergebnisse werden umso besser sein. Andererseits ist die Kommunikation Ihrer Entscheidung ausschlaggebend für den Erfolg der Umsetzung. Und wenn es sich um eine von allen im Team ungeliebte Aufgabe handelt, ist es noch wichtiger, Sinn und Notwendigkeit zu kommunizieren und die Entscheidung dann klar zu vermitteln.
5. Das höhere gemeinsame Ziel
Es stärkt den Zusammenhalt, einmal nach der gemeinsamen Motivation des Teams zu schauen. In der Regel liegt es im Interesse aller Beteiligten, dass die Kanzlei gut läuft und das Team in einer angenehmen Atmosphäre gut zusammenarbeitet. Zum einen, weil der Umsatz jedem einzelnen den Lebensunterhalt sichert. Zum anderen, weil viele einen nicht unerheblichen Teil ihrer Lebenszeit an diesem Ort gemeinsam mit den KollegInnen verbringen. Vielleicht gibt es aber auch eine Besonderheit der Kanzlei, an der gemeinsam weitergearbeitet wird, um die Expertise noch bekannter zu machen. Ein solches höhergeordnetes gemeinsames Ziel hat viel Power.
Sie können also einiges dafür tun, dass Sie und das gesamte Team motiviert bleiben und immer geschlossen im Boot sitzen. So dass das „eigentlich“ aus der Kanzlei verschwindet.