Der Doppelpunkt ist ein Satzzeichen, das Sie vermutlich eher selten benutzen. Trotz seiner Eigenschaft als wunderbares Stilmittel ist er nicht sonderlich beliebt. Dieses Schicksal teilt er mit seinen Freunden, dem Gedankenstrich und dem Semikolon. Doch wenn Sie erstmal wissen, wo der Doppelpunkt in der Schriftsprache hingehört, könnte sich das ändern. Es ist auch ganz einfach.
Wo wird der Doppelpunkt benutzt?
Der Doppelpunkt macht’s spannend. Einerseits trennt er, doch zugleich kündigt er auch eine Information an oder hebt eine interessante Mitteilung besonders hervor. Das Komma wäre dafür meist zu schwach.
Der Doppelpunkt findet im Wesentlichen an folgenden Stellen Anwendung:
1. Vor Zitaten und wörtlicher Rede
Thomas raunt: “Mir hat ihr Essen noch nie geschmeckt.”
Im Mietvertrag steht: “Untervermietung ist erlaubnispflichtig.”
2. Vor Aufzählungen
Ich habe drei Lieblingsstädte in Deutschland: Hamburg, Berlin und Köln.
Der Doppelpunkt wäre hier jedoch obsolet, wenn die Aufzählung anderweitig angekündigt würde. Denkbar wären etwa Wörter wie “insbesondere”, “nämlich”, “namentlich”, “zum Beispiel” oder “unter anderem”.
Ich habe drei Lieblingsstädte in Deutschland, nämlich Hamburg, Berlin und Köln.
3. Als Betonung
Lesen Sie die beiden folgenden Sätze mit der jeweils unterschiedlichen Betonung.
Kaum war ich aus dem Urlaub zurück, hatte ich den Umschlag vom Prüfungsamt im Briefkasten.
Kaum war ich aus dem Urlaub zurück, hatte ich ihn im Briefkasten: den Umschlag vom Prüfungsamt.
Merken Sie den Unterschied?
4. Vor Zusammenfassungen
Wettervorhersage: wolkig.
Diagnose: Burnout.
Wir stellen ein: Verkäufer/in, Marktleiter/in
5. Sonstige Anwendungsfälle
Der Vollständigkeit halber seien hier auch die weiteren Anwendungsfälle des Doppelpunkts genannt, nämlich als
- Geteiltzeichen in der Mathematik (6:3 = 2)
- Spielstand (3:0 für die Gäste)
- Trennung bei Mischverhältnissen (1:3)
- Uhrzeit (10:00 Uhr)
- Gender-Doppelpunkt (Verkäufer:in) als Alternative zu Gendersternchen und Gender-Gap
Nach dem Doppelpunkt: Groß- oder Kleinschreibung?
Eine der meistgestellten Fragen im Zusammenhang mit dem Doppelpunkt ist, ob man danach in Groß- oder Kleinschreibung fortfährt. Die entsprechende Regel ist wieder sehr einfach:
Wenn nach dem Doppelpunkt ein vollständiger Satz (Subjekt, Prädikat, Objekt) kommt, muss Großschreibung folgen:
Es ist bei jeder Probeklausur dasselbe: Nachdem ich die Klausur geschrieben habe, brauche ich erstmal Erholung.
Anderenfalls, wenn also nach dem Doppelpunkt kein vollständiger Satz kommt, folgt Kleinschreibung:
Es gibt zwei Arten von Äpfeln: eher rötliche und eher grünliche.
Ausnahme: Wenn auf den Doppelpunkt ein Name oder ein Substantiv folgt, ändert sich an der Großschreibung nichts.
Es gibt zwei Apfelsorten: Braeburn und Granny Smith.
Machen Sie mal einen Punkt. Oder zwei.
Sie sehen: Es ist kinderleicht, den Doppelpunkt ab und zu als charmantes Stilmittel in Texte einzubauen. Wenn Sie nun auch noch die entsprechenden Ausführungen zum Gedankenstrich und Semikolon beherzigen, werden die Leserinnen und Leser Ihrer nächsten Texte mit Erstaunen konstatieren, wie äußerst versiert Sie mit Sprache umgehen. Sie werden beeindrucken!
Viel Spaß!