Beiträge von: Dr. Nadja Kobler-Ringler

Die Autorin ist überzeugte Rheinländerin, seit 2004 selbstständige Einzelanwältin, Lektorin und Dozentin. Spätestens als freie Mitarbeiterin in der Kulturforschung hat sie gelernt, ihren Mitmenschen sehr genau zuzuhören. Daraus entstehen freche Artikel zu ihrem Broterwerb, Kurzgeschichten, Gedichte und, nicht zuletzt, Romane unterschiedlichster Genres unter dem Pseudonym Georgie Severin.

„Schicken Sie mir Ihre Mandanten, bevor Sie etwas falsch machen”

Meine Kanzlei liegt in Nordrhein-Westfalen. Traditionell sind hier Anwälte und Notare zwei getrennte Berufsgruppen - den Anwaltsnotar/ die Anwaltsnotarin anderer Bundesländer kennen wir nicht. Wir sind ent- oder weder, sozusagen. So gerate ich ab und zu zwischen die Fronten, wenn ich Mandant*innen erklären muss, dass ich den gewünschten Erbvertrag zwar vorbereiten und mit dem Steuerberater feinjustieren kann, nicht aber dingfest machen.

Feige oder weise?

Es beginnt in einem nüchternen, anonymen Treppenhaus eines Kreditinstituts. Ich komme gerade aus einer langen Besprechung dort, plane gedanklich schon die nächsten Schreiben, Telefonate, Wiedervorlagen … da fällt mir auf, dass meine Handschuhe fehlen. Kein Problem, einfach umdrehen, wieder hochgehen, aus dem Raum holen, wieder gehen. Trotzdem stehe ich einfach nur da.

Warum sind Sie denn krank?!

Wer kennt sie nicht: diese Rechts-Fälle, die einem den Kampf ansagen, indem sie just dann virulent werden, wenn Fernweh- oder Erkältungsviren es auch gerade sind.

Vorsatz 1/22: Mensch bleiben!

Klingt der Vorsatz merkwürdig? Sicher. Aber gerade erst musste ich noch einmal lernen, dass genau das für viele Berufs-Mitmenschen nicht normal ist. 

Drohende Feste

Es ist Donnerstag, 16. Dezember – noch drei Tage bis zum vierten, ja zum vierten (!) Advent und nur noch eine Woche bis Heiligabend. Auf meinem Schreibtisch türmen sich die Akten, im Kalender sind eigentlich alle Termine mit roten Flaggen für „unendlich wichtig“ gekennzeichnet und nahezu im Minutentakt vermeldet mein Rechner klingend den Eingang einer weiteren Mail in mein ganz persönliches Postfach.

„Ich wollte den Laden nicht kaufen!“

Die Entrüstung stand dem Mann ins Gesicht geschrieben. Sein pikierter Gesichtsausdruck war indes ganz allein mein Fehler: ich hatte meine selbstgesetzte „oberste Regel“ verletzt: Erst erklären, warum es kostet, dann sagen, was es kostet.

Eigentlich bin ich ganz nett …

Es ist ein komisches Gefühl, das mich den titelgebenden Satz sprechen lässt, als ich der netten Kosmetikerin vor mir meine Visitenkarte überreiche. Sie möchte anrufen oder mailen, wenn in ihrem vollen Terminkalender ein Platz frei wird. Ich überreiche die dienstliche Karte, also die mit dem unverkennbaren Paragrafen-Logo meiner Kanzlei darauf. Ich habe erst gar keine private, identifiziere mich mit dem, was ich bin: Anwältin.

Sag’ mal, wie ist denn das?

Ich muss es einmal öffentlich eingestehen: Ich liebe und ich fürchte diesen Gesprächseinstieg gleichermaßen. Vor allem in meiner spärlich gesäten Freizeit.

Ich bin Anwalt, ich muss das wissen. In jeder Lebenslage und zu jedem Lebenssachverhalt kann ich mich äußern, mein Wissen einbringen, ja sogar „Recht sprechen“. Ich lebe schließlich davon.

„Haben Sie nicht genug zu tun?“

Eine Passantin deutet auf den Aushang im Schaukasten, den ich eben festmache. Inhalte: Die Ankündigung meiner nächsten Kurse („Deutsch für's Büro“), die Veröffentlichung eines Berichts zu einer Studie, an der ich mitgewirkt habe, und die Erscheinungstermine zweier Neuauflagen von Werken unter meinem Namen.

Zugegeben, es ist schon schwer zu verstehen. Anwälte haben Fälle zu bearbeiten, zu und vor Gericht zu ziehen und viele Mandanten zu haben. Und ich? Ich habe da diese Anwaltskanzlei, schon seit mehr als fünfzehn Jahren, und muss doch scheinbar immer noch „woanders Geld dazuverdienen“. Das höre ich gelegentlich sogar von Kollegen!

Von Torten und Schnittchen – Wie ein Lebensweg-Schlenker zum Berufsjoker wurde

Nur, um gleich jeden Anfangsverdacht zu zerstreuen: Ich werde mich an dieser Stelle NICHT abfällig über Kolleginnen äußern. Nein, die „Torten“ und „Schnittchen“ dieses Textes sind ganz ordinäre Lebensmittel bzw. Zeichnungen davon. Zeichnungen, die mir schon mehr als einmal den – Achtung, jetzt doch! – metaphorischen Hals gerettet haben. Dann triumphiere ich (ausnahmsweise und still) über all' jene, deren Lebensweg sie ohne Umwege in den ministerialen Prüfungssaal des zweiten Staatsexamens geführt hat.

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