Beiträge von: Thomas Hillenbrand

Thomas Hillenbrand ist Strafrichter am Oberlandesgericht Stuttgart und ausgewiesener Experte für das Strafrecht, wozu er regelmäßig als Autor und Mitautor publiziert.

© motortion | Adobe Stock
Eine Ausnahme von der grds. bestehenden Anwesenheitspflicht des Angeklagten ergibt sich für das StB-Verfahren aus § 411 Abs. 2. Danach kann sich der Angeklagte in der HV durch einen mit nachgewiesener Vollmacht versehenen Verteidiger vertreten lassen (Schmuck/Leipner StraFo 2012, 95, auch zur Frage der Besorgnis der Befangenheit des Amtsrichters, der auf der Anwesenheit des Angeklagten besteht). Die Vollmacht sollte sich ausdrücklich auf die Abwesenheitsvertretung des Angeklagten in der HV beziehen und nicht lediglich zur „Verteidigung und Vertretung“ ermächtigen (u.a. OLG Celle, Beschl. v. 18.1.2021 – 2 Ss 119/20, NStZ 2021, 764 für die Berufungs-HV).
© mnirat | Adobe Stock
Die Beschwerde komplettiert das Rechtsschutzsystem gegen Beschlüsse und Verfügungen sowie gegen die weiteren gerichtlichen Entscheidungen, die nicht mit Berufung, Revision oder einem anderen förmlichen Rechtsbehelf angefochten werden können, sofern sie nicht in gesetzlich bestimmten Fällen ausgeschlossen (SSW-StPO/Hoch, vor §§ 304 ff. Rn 5) oder durch § 305 S. 1 eingeschränkt ist. Das Gesetz sieht die „einfache“ (§ 304), die weitere (§ 310 Abs. 1) und die sofortige Beschwerde (§ 311) vor.
Privatparkplatz; Vertragsstrafe; sekundäre Darlegungslast
1. Zwischen dem Betreiber eines privaten Parkplatzes und dem Fahrzeugführer kommt ein Vertrag über die Nutzung eines Fahrzeugabstellplatzes zu Stande, indem der Fahrzeugführer das als Realofferte in der Bereitstellung des Parkplatzes liegende Angebot durch das Abstellen des Fahrzeugs annimmt. 2. Verstößt der Fahrzeugführer gegen die Parkbedingungen und verwirkt er dadurch eine Vertragsstrafe („erhöhtes Parkentgelt“), haftet […]
Unfall, Sachverständigenkosten
Zur Schätzung des erforderlichen Herstellungsaufwands (hier: Kosten eines Kfz-Sachverständigen). BGH,Urt. v.17.12.2019–VI ZR 315/18 I. Sachverhalt Die Parteien streiten um den Ersatz restlicher Sachverständigenkosten. Nach einem Verkehrsunfall hatte der Kläger einen Sachverständigen beauftragt, der aufgrund einer Honorarvereinbarung für seine Tätigkeit ein Honorar i.H.v. 704,96 EUR brutto berechnete. Hiervon zahlte die beklagte Haftpflichtversicherung 407 EUR. Die Differenz […]
Unverzüglichkeit der Beiordnung des Pflichtverteidigers
Beantragt ein Beschuldigter nach Eröffnung des Tatvorwurfs die Beiordnung eines Pflichtverteidigers, hat diese, sofern die Voraussetzungen des § 140 StPO gegeben sind, unverzüglich zu erfolgen. Weder darf die Beiordnung an Bedingungen geknüpft werden, noch ist ein Zuwarten mit der Entscheidung über den Antrag zulässig (Leitsatz des Verfassers). 1.LG Detmold,Beschl.v.5.5.2020–23 Qs-22 Js 258/20-31/20 2.LG Nürnberg-Fürth,Beschl.v.4.5.2020–JKII Q; […]
Autorennen; bedingter Tötungsvorsatz; Eigengefährdung
1. Die Bewertung der Eigengefährdung durch den Täter kann abhängig von seinem Vorstellungsbild über mögliche Tathergänge abgestuft sein; so kann er bei Fassen des Tatentschlusses einen bestimmten gefahrbegründenden Sachverhalt hinnehmen, während er auf das Ausbleiben eines anderen, für ihn mit höherem Risiko verbundenen Geschehensablaufs vertraut. 2. Für die Prüfung, ob ein Unfallgeschehen mit tödlichen Folgen […]
Schriftliche Übersetzung der Urteilsgründe für den verteidigten Angeklagten
1. Der Angeklagte hat grundsätzlich keinen Anspruch auf schriftliche Übersetzung eines nicht rechtskräftigen erstinstanzlichen Strafurteils, wenn er verteidigt ist, er und sein Verteidiger bei der Urteilsverkündung anwesend waren und dem Angeklagten die Urteilsgründe durch einen Dolmetscher mündlich übersetzt worden sind. 2. Ein berechtigtes Interesse des Angeklagten an einer schriftlichen Übersetzung des Urteils wird nicht allein […]
Bewährung; Wiederholungstäter; religiöse Tatmotive
1. Bei mehrfacher, auch einschlägiger Vorbelastung setzt eine nochmalige Strafaussetzung zur Bewährung spezifische Umstände voraus, die erwarten lassen, dass der Angeklagte sich in Zukunft straffrei führen wird. 2. Religiöse Tatmotive stehen der Vollstreckung einer Freiheitstrafe zur Verteidigung der Rechtsordnung nicht entgegen. (Leitsätze des Verfassers) KG,Urt.v.4.2.2019–161 Ss 4/19 I. Sachverhalt Das AG hatte die beiden mehrfach, […]
Pflichtverteidiger im selbstständigen Einziehungsverfahren
Die Sach- und Rechtslage ist auch dann nicht schwierig im Sinne des § 428 Abs. 2 StPO, wenn unklar ist, auf welche Rechtsgrundlage die beantragte Einziehung gestützt werden könnte, weshalb das vorangegangene Ermittlungsverfahren nicht mit einer Anklage abgeschlossen werden konnte und die Akten unvollständig sind. (Leitsatz des Verfassers) AG Reutlingen,Beschl.v.20.1.2020–5 Ds 28 Js 3435/19 LG […]
Pflichtverteidiger; Ermittlungsverfahren;      Verbrechensvorwurf
Dem Beschuldigten wird bereits dann im Sinne des § 140 Abs. 1 Nr. 2 StPO ein Verbrechen zur Last gelegt, wenn wegen eines solchen lediglich ermittelt wird und noch keine Anklage erhoben ist. (Leitsatz des Verfassers) LG Magdeburg,Beschl.v.4.6.2020–25 Qs 855 Js 81720/19 (47/20, 48/20) I. Sachverhalt Gegen die Beschwerdeführer wird wegen Handeltreibens mit BtM ermittelt, […]
1 / 21

Unser KI-Spezial

Erfahren Sie hier mehr über Künstliche Intelligenz – u.a. moderne Chatbots und KI-basierte…