Beiträge von: Isabelle Biallaß

Isabelle Biallaß ist Richterin am Amtsgericht. Sie leitet den Think Tank Legal Tech & KI der Justiz NRW. Dieser ist beim IT-Dienstleister für die Justiz NRW (ITD) am OLG Köln angesiedelt. Sie ist Mitglied des Vorstands des Deutschen EDV-Gerichtstags e. V. und Vorsitzende der gemeinsamen Kommission elektronischer Rechtsverkehr. Sie befasst sich seit vielen Jahren mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Justiz, Legal Tech und IT-rechtlichen Fragen und ist sowohl an der TH Köln als Lehrbeauftragte als auch im Bereich der Anwalts- und Richterfortbildung tätig.

Legal-Tech-Anwendungen: Prognose und Fazit
2024 wird sich unsere Arbeit nicht vollständig geändert haben. 2040 wird es jedoch zu massiven Veränderungen gekommen sein. Routinetätigkeiten werden nicht mehr von Menschen ausgeübt, sondern sind automatisiert und niemand wird dies noch hinterfragen. Die Nutzbarmachung der technischen Möglichkeiten wird alltäglich sein. Dies wird wahrscheinlich auch Auswirkungen auf die Vergütungsstruktur haben und könnte das Ende des sog. Wald- und Wiesenanwalts bedeuten.
Künftige Entwicklungen von Legal-Tech-Anwendungen
Das Text-Davinci-003-Model, auf dem ChatGPT basiert, gab in dem Multiple Choice Teil der US Multistate Bar Examination (MBE) 50.3 % korrekte Antworten. Die Wahrscheinlichkeit durch Raten auf die korrekte Antwort zu kommen, lag bei 25 %. Der Multiple Choice Teil macht i.d.R. 50 % der Note des Bar Exam aus. Ein Wert von 60 % richtiger Antworten genügt in vielen Jurisdiktionen, um auf einen Gesamtwert zu kommen, der für ein Bestehen des Bar Exams ausreichend ist.
Legal Tech: In Kürze wahrscheinliche Einsatzgebiete
Die DAV-Präsidentin EDITH KINDERMANN hat Überlegungen dazu angestellt, welche Digitalisierungsprojekte aus Sicht der Anwaltschaft für eine positive Zukunft des Zivilprozesses wichtig sind. Die Anregungen zu den auf bestehenden gesetzlichen Vorgaben beruhenden Digitalisierungsprojekten sind an dieser Stelle nicht relevant. Ein wichtiger Punkt ist jedoch die Forderung, dass die von Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten über den elektronischen Rechtsverkehr eingereichten elektronischen Schriftsätze künftig auch digital weiterverarbeitet werden können. Frau KINDERMANN fordert, dass sämtliche Unterlagen bei der Stellung von Anträgen auf Prozesskostenhilfe- (und Verfahrenskostenhilfe) sowie Beratungshilfe online hochgeladen werden können sollten (KINDERMANN, AnwBl 2023, 70, 71).
Einsatzfälle von Legal Tech in Kanzlei und Unternehmenspraxis
Die European Lawyers Foundation hat 2022 in englischer Sprache eine Übersicht über KI-basierte Tools, die Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte nutzen können, erstellt, die auch eine Aufteilung nach Tätigkeiten enthält (ELF, Guide on the use of Artificial Intelligence-based tools by lawyers and law firms in the EU, 2022, S. 20 ff. [16.2.2023]).
Was sind Legal Tech und Künstliche Intelligenz?
Immer wieder gibt es Diskussionen darüber, dass Legal Tech und Künstliche Intelligenz (KI) unseren Arbeitsalltag massiv verändern werden. Aber was bedeuten diese Begriffe überhaupt? Feststehende Defnitionen, an denen wir Juristen uns so gerne orientieren, gibt es für beide Begriffe nicht. [Teil 1 aus der Beitragsreihe: Ändern Legal-Tech-Anwendungen die Arbeit der Anwaltspraxis?]

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